Düsteres Novemberwetter liegt über Hamburgs Straßen. Das Fundbureau erzittert in regelmäßigen Abständen unter den dahindonnernden Zügen der Deutschen Bundesbahn.
Was gemeinhin für einen Krimiplot herhalten muss, bildet an diesem Tag den Rahmen für ein Konzert einer jungen Hamburger Band: MOLTON.
Es ist 22 Uhr durch, und die Herren werden genötigt, endlich mit ihrem Programm zu beginnen. Doch das Warten hat sich gelohnt: Etwa vierzig Gäste haben sich bis dahin eingefunden. Gar nicht mal so wenig an einem Dienstag Abend.
Fragt man die Band selbst, wie sie ihre Musik bezeichnen würden, erntet man ein verstohlenes Lächeln. Sie wüssten es selbst nicht so genau, was sie da machten, gesteht Hoody. Genauso unbestimmt klingen ihre Songnamen: 1.2; 2.3; 2.7…
Doch mit den ersten Takten wird deutlich: MOLTON stehen in guter Tradition zweier aktuellen Stielrichtungen: dem Post-Rock sowie dem Post-Core. Ihre Musik ist ausgesprochen rhythmusbetont, dabei gespickt mit aggressiven Gitarrensounds, begleitet von einem manchmal irritierendem Gesang. Erinnerungen an Bands wie z.B. KEVLAR werden wach. Angenehm lässig ist ihre Haltung auf der Bühne, lediglich ein abgestürztes Bier sorgt für eine zwischenzeitliche Erregung. Ihr Auftritt dauert eine knappe Stunde. Das Songmaterial ist abwechslungsreich, energiegeladen, laut, aber niemals negativ. Einzig seltsam wirkt der aus dem Off zu kommen scheinende Gesang. Es ist selten, einen Sänger aufzubieten, der am Schlagzeug hinter den rockenden Gitarristen sitzt. So scheint beim Anblick der Band ein Frontmann zu fehlen, was jedoch dem Post-Rock-Bezug Berechtigung gibt. Das Publikum erweist sich dabei allerdings als aufgeschlossen und geht mit jedem weiteren Song mehr aus sich heraus. Es kommt zu offenen Sympathiebekundungen.
Alles in allem also ein spannender Abend, der jeden Fernsehkrimi in den Schatten stellt.