Was kommt dabei heraus, wenn eine studierte Jazzmusikerin die Corona-Zeit nutzt, um ein Solo-Album einzuspielen? Es kann dröge werden, verkopft, nicht selten perfektionistisch oder aber komplett anders. So wie im Falle von Sabine Mieke Wenzl (aka MIEKE MIAMI), die mit ihrem zweiten Album ein unglaublich verspieltes Werk ablegt, das sich zwischen so ziemlich allen Stilen von Dark Noir, Americana, 70s West Coast Pop, Soul bis hin zu Gangsterfilmen und Szenen aus einer Jazz Bar bewegt. Vor allem aber zeichnet dieses Album eine nicht gerade typische Eigenschaft von Musikakademikern aus: es klingt angenehm unbeschwert. Auf Deutschlandfunk Kultur sprach MIEKE MIAMI darüber, wie die Vielfalt in ihrer Musik zustande kommt: es ist eine Mischung aus quatschigem Herumspielen mit Musiksoftware zu Beginn des Songwritingprozesses und der anschließende ernsthafte und strukturierte Ausbau guter Ideen. Vor allem aber: keine Angst vor einem weißen Blatt Papier. Gute Voraussetzungen für „eine Band, die sie eigentlich selber ist“ (Zitat aus dem Presseinfo).
So findet man auf „Montecarlo magic“ neben Glockenpiano, melancholischen Saxophon-Soli, himmlischen Chören, verträumter Bassklarinette, spacigen Echo-Sounds und gestreichelten Snare-Drums genügend Momente, um sich entspannt zurückzulehnen. Selbst wenn es in „Autoscooter“ experimentell, in „Way out west“ ganz countryesk und in „Child“ eher jazzig wird, bis bei „Pool“ scheinbar THE TEMPTATIONS im Proberaum vorbeigeschaut haben. Wahrscheinlich ist eine große Bandbreite auch beim Konsum von Musik erforderlich, um ein so abwechslungsreiches Album zu produzieren, wie es MIEKE MIAMI hiermit gelungen ist. Da überrascht es auch kaum, dass sie mit „Cry baby cry“ ihre Lieblingsband seit ihrer Kindheit covert: die BEATLES.