Waffen spalten die Gemüter. Pazifisten verabscheuen sie, Sportschützen, Kriegstreiber und Mafiosi lieben sie. Ähnlich wird es sich bei der Band mit dem aussagekräftigen Namen MESSER verhalten. „Im Schwindel“ heißt ihr Debüt und es wird die Leute polarisieren. Denn wenn dieses Album etwas ganz sicher nicht schafft, dann ist es Gleichgültigkeit.
MESSER üben Kritik, sie sind wütend, verzweifelt, sie schimpfen auf die Lügen, und wenn Sänger Hendrik Otremba seine Hilflosigkeit nicht herausschreit, dann erzählt er bildhafte Geschichten, die jedoch nicht weniger düster ausfallen. Das ist textlich keine leichte Kost, und der Gesang steht dem in nichts nach. Mal wird geschrieen, mal gesprochen, nicht selten gegrölt. Das verleiht der Verzweiflung ein authentisches Bild und dem Hörer ein beklemmendes Gefühl.
Dass die vier Münsteraner ihre Wurzeln dabei eher in der Rockmusik haben und musikalisch lieber improvisieren als typische Punkriffs mit schmissigen Hooklines aneinanderreihen, wirkt auf den ersten Blick zwar ungewöhnlich, stellt die Band aber umso mehr aus dem Schatten von Punkbands wie OMA HANS und DÜSENJÄGER auf der einen und Hamburger Schule-Ethos auf der anderen Seite. Wenn man hier schon Vergleiche heranziehen will, dann bereits noch ein, zwei Dekaden vorher, bei Bands wie TON STEINE SCHERBEN und FEHLFARBEN. „Im Schwindel“ ist kein schönes Album, aber es ist intensiv. Ob es gefällt, ist vielleicht sogar nur zweitrangig.