Mit Braunschweig verbindet man eigentlich nichts Gutes. Verkannte Arbeiterstadt irgendwo in Niedersachsen ist wohl eine treffende Beschreibung. MAY SIXTEEN leben und arbeiten hier, machen „Emoflavouredmoshpop“, und demnächst erscheint ihr zweiter Longplayer „Drawn“ auf Burning Paradise Records. Grund genug für ein Interview.
Wie war das Jahr 2003 für Euch als Band?
Eigentlich sehr erfolgreich. Obwohl wir im Frühjahr für ein Vierteljahr außer Gefecht gesetzt waren, weil unser Gitarrist Tobi im Ausland war, ging es gut voran. Zu den Highlights des Jahres zählte vor allem die Tour mit unseren Freunden von CLINT im Spätsommer.
Werdet Ihr MAY SIXTEEN 2004 weiter vorantreiben, oder wollt Ihr alles so belassen und nicht noch mehr Konzerte spielen?
Wir wollen auf jeden Fall weiter Konzerte spielen. Allerdings ist die Terminplanung in diesem Jahr etwas komplizierter, weil zwei von uns mit dem Studium fertig werden und nicht mehr uneingeschränkt Zeit haben.
Euer neues Album „Drawn“ klingt deutlich melodischer als noch der Vorgänger und Eure Demos. Auf jeden Fall habe ich nicht mehr so viel Angst vor Tobi. Kommt das mit dem Alter?
Haha, vor Tobi braucht nun wirklich niemand Angst zu haben. Die Demos waren vor allem deshalb härter, weil wir damals einen reinen Schreier hatten. Den Part hat bereits auf unserem ersten Album Tobi übernommen. Mittlerweile ist unser Songwriting etwas anspruchsvoller geworden, vielleicht ist das mit ein Grund dafür, warum Gesang und Geschrei mehr aufeinander abgestimmt wirken und die Musik somit melodiöser rüberkommt.
Schreibt Ihr die Stücke im Kollektiv und probt richtig regelmäßig, oder herrscht bei Euch Diktatur?
Wir proben eigentlich regelmäßig, aber die Songs entstehen meist schubweise und nicht kontinuierlich. Die Grundskelette der Songs schreibt Tobi zu Hause, so dass er mit Ideen zur Probe kommt. Daraus basteln wir dann im Kollektiv die Songs. Wenn wir dann feststellen, dass uns ein Song nicht wirklich zusagt, nehmen wir ihn halt nicht in unser Set auf.
Habt Ihr nicht Angst, dass Leute auf Konzerten jetzt immer „Spending my time“ fordern und ein Cover zu Eurem besten Song avanciert?
Eigentlich nicht. Das Cover ist vielmehr als Bonus gedacht. Sicherlich ist es so, dass der Song meist für gute Stimmung sorgt, aber wir spielen ihn nicht unbedingt auf jedem Konzert.
Was verbindet ihr mit Bands wie ROXETTE?
Es sind halt Bands, mit denen wir groß geworden sind und die zu unseren ersten Kauf-CDs gehört haben.
An dieser Stelle: Top 3 Jugendsünden-Alben, die Ihr mal besessen habt.
Bravo-Hits II, DAVID HASSELHOFF – „Looking for freedom“ und Larry’s Superhits I.
Und dann noch die Sache mit dem Hidden Track… Da warte ich soooo lange und dann so ein Kack. Was soll das Ganze, auch vom Text her?
Haha, ja das ist so eine Sache: Während wir im Studio waren, haben wir die meiste Zeit, in der wir nicht aufgenommen haben, damit verbracht, Videos zu gucken. Der Film „Mädchen, Mädchen“ war einer von wenigen, die in der Studio-Wohnung vorhanden waren, so dass wir ihn einige Male gesehen haben. An sich ist dieser Film total peinlich, aber irgendwann gewöhnt man sich dran. Die wohl dämlichste Szene in dem Film war, wie ein Typ versucht hat, ein Mädel in der Disco zurückzugewinnen, indem er einen spontanen Akustik-Gitarren-Schmalz-Song zum Besten gegeben hat. Na ja, daher der Hidden Track…
Kann mir mal einer erklären, was das Coverartwork mit den Schmetterlingen darstellen soll und wie das zum Album passt?
Das Cover hat Daniel von Waggle Daggle Records für uns gemacht. Wir haben ihm da im Prinzip seine künstlerische Freiheit gelassen. Als er uns einen Vorentwurf präsentiert hat, waren wir alle sehr angetan von seiner Arbeit.
Im letzten Jahr habt Ihr eine Split veröffentlicht “ Broadcast international“, die auch außerhalb Deutschlands veröffentlicht wurde. Gab es daraufhin Resonanzen aus dem Ausland?
Ja ein paar Resonanzen gab es. Ein kanadisches Fanzine wurde auf uns aufmerksam und hat einen Song von uns auf den Magazin-Sampler genommen. Außerdem haben wir einige E-Mails aus verschiedenen Ländern bekommen, wie z.B. USA, Kanada oder Brasilien.
Wenn MAY SIXTEEN jemals von der Musik leben könnten, dann wären sie danach ziemlich schnell
a) arrogant
b) fett
c) drogenabhängig
d) unverändert nett und attraktiv, sogar noch attraktiver weil mit derben Schlitten unterwegs
e) ———–?
Hmmmm, am ehesten b oder d (wir sind nett und attraktiv?), obwohl wir uns eigentlich nicht wirklich vorstellen können, von der Musik zu leben.
Habt ihr miterlebt, dass Geld oder Plattenverträge befreundete Bands verändert haben?
Nein eigentlich nicht. Die Bands, mit denen wir befreundet sind, haben alle keinen größeren Verträge. Aber hierzulande ist es leider so, dass die Gerüchteküche brodelt, sobald eine Band einen größeren Vertrag bekommt. Das wird wohl immer so sein.
Was können wir noch erwarten in diesem Jahr?
Nächste Woche kommt erstmal das Album heraus. Wir werden versuchen, möglichst viel zu spielen und im Sommer vielleicht ein paar kleine Festival mitzunehmen. Was sonst noch kommt? Wir lassen uns überraschen.
Wie kann man eigentlich eine Tour mit Basti im Auto überleben?
Das hätte vorher auch keiner für möglich gehalten, zumal der Bus keinerlei Möglichkeiten zum lüften hatte. Aber wir leben noch alle.