Für alle, die bisher noch nichts von MARSIMOTO gehört haben, eine kleine Einführung: Hinter diesem Pseudonym verbirgt sich kein Geringerer als der Rostocker Erfolgs-Rapper Marten Laciny alias MATERIA, der in die Rolle eines rappenden Marsmenschen geschlüpft ist und mit gepitschter Helium-Stimme seine interstellaren Neigungen auslebt. Das klingt zugegebenermaßen zunächst ziemlich schwachsinnig, doch bei genauerer Betrachtung weist „Ring der Nebelungen“ viel zu viele Raffinessen auf, um das Ganze einfach als Schabernack abtun zu können. Vielmehr wurde mit MARSIMOTO eine Kunstfigur geschaffen, die es ermöglicht, unsere Gesellschaft und auch die HipHop-Szene aus einer völlig neuen Perspektive zu betrachten und zu hinterfragen. Ein gutes Beispiel hierzu ist der Track „Illegalize it“, in dem es um die zuletzt wieder verstärkt aufkeimende Diskussion um die Liberalisierung von Cannabis-Konsum geht: Anstatt ein weiteres Plädoyer für die Entkriminalisierung von Marihuana zu verfassen, wird hier kurzerhand für ein striktes Verbot plädiert, damit das Kiffen auch weiterhin ein Privileg für Marsianer und andere coole Zeitgenossen bleibt, anstatt vom Mainstream vereinnahmt zu werden. Generell wird auf „Ring der Nebelungen“ ein regelrechtes Feuerwerk an mehrdeutigen Wortspielen abgefeuert, die bei einer angemessenen Betrachtungsweise sehr politisch und gesellschaftskritisch zu interpretieren sind. Die Verwendung völlig abgefahrener, mit Elektrobeats und Dub-Reggae unterfütterter Instrumentals unterstreicht zusätzlich die Eigenwilligkeit dieses Projektes, dass Marten Laciny weiterhin eine kreative Spielwiese für unkonventionelle Ideen bietet. Auch wenn dies dem einen oder anderen Erdling und HipHop-Traditionalisten mit Sicherheit nicht schmecken wird.
MARSIMOTO – Ring der Nebelungen
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:20. Juni 2015
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.