Irgendwie gelten MAMMAL HANDS schon seit langem als „der kleine Bruder von GOGO PENGUIN“. Dafür gibt es einige Gründe: beide Bands kommen aus England, gründeten sich 2012, bewegen sich zwischen Jazz, Elektronik und Indiepop und veröffentlichten ihre ersten Alben auf Gondwana Records. Erstere blieben ihrem Label treu, während GOGO PENGUIN 2015 zum renommierten Label Blue Note wechselten.
Mag sein, dass MAMMAL HANDS aus Norwich noch nicht ganz so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnten wie ihre damaligen Labelkollegen, aber Auftritte u.a. auf dem Elbjazz, dem Überjazz und dem Alinae Lumr-Festival sprechen dafür, dass es sich auch bei ihnen keineswegs mehr um No Names handelt und zugleich, dass sie sowohl auf Jazz- als auch auf Indie-Festivals gerne gebucht werden. Und das aus gutem Grunde: denn auch auf ihrem mittlerweile vierten Album beweisen MAMMAL HANDS eindrucksvoll, dass sie die Klaviatur der eingängigen Jazzmusik perfekt beherrschen. Ich muss zugeben, dass auch ich zwischendurch dachte, dass sie zwar gut hörbaren Indie-Jazz machen, einen bleibenden Eindruck aber nicht so recht hinterlassen konnten. Bis ich auf dem Elbjazz 2018 plötzlich bemerkte, dass ich ihrer Musik live sehr gerne folgte. Denn neben einem Gespür für hohe Eingängigkeit schaffen MAMMAL HANDS immer wieder auch hypnotische Momente, in denen sich Jordan Smart am Saxofon austobt, während sein Bruder Nick am Klavier und Jesse Barrett am Schlagzeug für einen repetitiven Background sorgen. Besonders schön deutlich wird das auf ihrem neuen Album bei den Stücken „Late bloomer“ und „Rhizome“, während in „Versus shapes“ nordindische Einflüsse durchschimmern und Jesse in „Into sparks“ die anfängliche perkussive Spiritualität in ein wildes Schlagzeugsolo überleitet. Abgeschlossen wird das Album mit „Little one“, das man sich genauso gut zu später Stunde mit einem Glas Whiskey an einer Bar mit gedimmtem Licht vorstellen könnte.
So stellt spätestens ihr viertes Album „Captured spirits“ eindeutig klar, dass MAMMAL HANDS nicht nur ziemlich vielseitig sind, sondern zudem schon längst ihr eigens abgestecktes Feld beackern.