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LOCKERBIE – Ólgusjór

Wie schaffen es die Isländer eigentlich, bei 300.000 Einwohner gefühlte 30.000 Bands hervorzubringen? Viel zu tun, außer Musik zu machen, gibt es wohl nicht in der nördlichen Ödnis. Auch LOCKERBIE kommen von dort. Und bringen tatsächlich die LoFi-Variante von COLDPLAY aufs Festland. Und fast schon natürlich einen gehörigen Schuss SIGUR RÒS. Allerdings klingt „Ólgusjór“ deutlich mehr nach Indie- oder US-angehauchtem Folk, als man bei einer isländischen Band annehmen würde. Das dann vermischt mit einer guten Portion Schmacht-Geigen und Bläsern zeigt, wie sehr LOCKERBIE in der Welt der eingängigen Musik angekommen sind. Die vier Freunde machen eine solch traumwandlerisch schöne Musik, dass man immer wieder vergisst, aus welch kargem Umfeld sie kommen und lassen den Wunsch weiter wachsen, einmal nach Island zu reisen. Vielleicht reicht allerdings auch der Besuch eines der nächsten LOCKERBIE-Konzerte. Die isländischen Texte tun dann ihr Übriges, um das Traumszenario zu vervollkommnen. Ganz egal, welchen bandinternen Vorbildern man gerade nacheifert, LOCKERBIE lassen sich von ihrem Weg nicht abbringen und erzählen ihre Geschichten, die man nur leider aufgrund der Sprachunkenntnis nicht versteht. Nächstes Ziel also: VHS-Kurs „Isländisch für Anfänger“. Aber will man bei dieser perfekten Mischung aus verträumt-folkiger Indiemusik und interessant anmutenden Lyrics wirklich wissen, was da gesungen wird? Das Gefühl reicht völlig. Und davon haben LOCKERBIE jede Menge. Bleibt nur die Frage, weshalb sie sich nach dem Ort eines Flugzeuganschlags benannt haben, denn terroristisch klingt dieses Album nicht. Und auch nicht nach Absturz. Beneidenswert, dieses Island.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.