Die Vorschusslorbeeren eilen LITURGY und ihrem zweiten Langspieler voraus. Natürlich nicht im Mainstream-Sinne, doch Staub aufgewirbelt haben sie schon ein bisschen. Vier blasse Typen aus New York spielen Black Metal, ohne schaurigen Verkleidungen, ohne Schminke und ohne Grimassen, dazu ein übersichtliches Artwork und ein untypischer Albumname für diese Art des Metals – soviel zu den Rahmenbedingungen.
LITURGY nutzen die rohe Kraft des Black Metals um Stimmungen zu transportieren. Teilweise manisch schnell und in erschreckender Präzision hämmert das Schlagzeug die Stücke nach vorne. Gäbe es zwischendurch nicht instrumentale Tracks wie „Generation“ oder „Veins of gold“, dazu einleitendes Kirchenläuten, mehrstimmigen Choralgesang und Synthesizer-Klänge, die Platte wäre ein einziges rasendes Inferno. Doch die genannten Stilmittel entzerren die Platte, geben ihr Raum zur Entfaltung. Dadurch wirkt die volle Pracht der einfachen Gitarrenmelodie aus dem Chaos in Verbindung mit dem unverständlichen Kreischgesang umso stärker und vor allen Dingen wie eine Einheit. Darin liegt die Stärke dieser Platte. Mittendrin zelebriert man in „Sun of light“ ein klassisches Riff aus der großen Zeit des schwedischen Death Metals, bringt es zwei Minuten einer ungeahnten Langsamkeit entgegen, um im nächsten Moment in einer lärmenden Agonie zu versinken. Um den Hörer völlig in den Wahnsinn zu treiben, gibt es mit „Glass earth“ eine A-Capella-Einlage, die einem Drahtseilakt gleichkommt. Nach dem Hören der Platte über seine gesamte Distanz empfinde ich eine tiefe Entspannung. Ein beachtlicher Nebeneffekt.