LIEBE FRAU GESANGSVEREIN sind ein gutes Beispiel dafür, wie nah Indie-Punk und Pop-Rock manchmal beieinander liegen können. Denn auf der einen Seite hört man der Debütrille der Kölner durchaus an, dass die Bandmitglieder in der Vergangenheit in Formationen wie KARATE DISCO oder ANOTHER DAY aktiv waren, zugleich wirkt das Album aber trotz (oder vielleicht gerade wegen) des Mitwirkens von Produzent Kurt Ebelhäuser und nicht zuletzt auch der eingängigen Gesangsstimme von Sängerin Ricarda Giefer eher wie fürs Radio gemacht. Dies wird vor allem im Stück „Watt“ deutlich, mit dem man wahrscheinlich auch mühelos JULI- oder ROSENSTOLZ-Fans zufriedenstellen könnte. Nichtsdestotrotz verlieren sich LIEBE FRAU GESANGSVEREIN glücklicherweise nicht in Belanglosigkeiten, sondern haben auch einen Haufen richtig guter (Pop-Punk-)Lieder am Start. Wie beispielsweise den Opener „Es tut mir leid“, der im Refrain schöne Emo-Gitarren mit einer coolen Gesangshookline kreuzt. Oder das atmosphärisch beginnende „Hier sein ist so schwer“, dass den Hörer im weiteren Verlauf immer mehr mitreißt. Oder „Schwarzes Brett“, das aufgrund seines Gitarren-Riffs glatt ein wenig an eine Indie-Variante von PASCOW erinnert. Und so muss ich im Endeffekt eingestehen, dass mich „Nackt“ trotz anfänglicher Skepsis doch noch überzeugt hat.
LIEBE FRAU GESANGSVEREIN – Nackt
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:13. April 2018
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.