„Tschaikowsky“ ist die erste Auskopplung, vom im letzten Jahr erschienenen Album „Kartographie“ der Berliner Band LE MOBILÉ. Mit zwei unveröffentlichten Songs, sowie vier als Akustik-Versionen eingespielten Bonus-Tracks, einem Remix und satten vier Videos spart die Veröffentlichung als „Single“ schon mal nicht an willkommenen Extras.
Begegnet ist mir diese Band erst vor kurzem, auf dem famosen „Herz statt Kommerz“-Sampler.
Seitdem hat sich außer des dazugekommenen „Le“ im Bandnamen auch in der Besetzung der Berliner Band einiges getan: Der Platz von Gründungsmitglied Frank Neuer wird nun von Andreas Spechtl besetzt – vormals auch von der Wiener Formation JA, PANIK bekannt.
Obwohl ich nicht weiß, ob LE MOBILÉ der Vergleich stört: Sie tun mir ein bisschen leid. Denn ich habe den Eindruck, dass mindestens jeder Zweite, der LE MOBILÉ sagt, in unmittelbarer Wortnähe auch ein TOCOTRONIC platziert.
Meines Erachtens steckt aber doch ein bisschen mehr dahinter als ein vermeintlicher Schatten von TOCOTRONIC. Doch der Reihe nach:
LE MOBILÉ schreiben Songs, die man mit bestem Gewissen wohl – wie von den meisten jetzt wahrscheinlich schon vermutet – als deutschsprachigen Indie-Pop bezeichnen könnte. Und sie singen über die kleinen, aber für jeden Einzelnen oft doch so groß wirkenden, Lebenswirklichkeiten des Alltags. Und das machen sie gut. Die Texte (und Song-Titel), die im ersten Moment ins gewollt Intellektuelle abzurutschen drohen, erschließen sich bei weiterem Hören als liebevoll und intelligent arrangierte Form, die Dinge kunstvoll in Sprache zu kleiden. Na bitte – also doch Hamburger Schule?
Fakt für mich ist jedenfalls, dass in Zeilen wie „ich streiche meinen Namen von der Liste der zu erledigenden Dinge“ wesentlich mehr Gehalt steckt als es einer alleinig auf den Ruhm schon eingefahrener Lorbeeren erpichten Band möglich wäre, in Musik zu gießen.
Es ist die Art und Weise der Beschreibungen von Situationen und Zuständen, die LE MOBILÉ stark macht. Und hat man diese Erkenntnis erst einmal verinnerlicht, weiß man auch um die Positionierung zu den oft bemühten Vergleichen mit den vermeintlich großen Brüdern aus Hamburg.
Anstatt die ewigen Vergleiche mit alten Helden zu bemühen, möchte ich an dieser Stelle lieber mal das Neue betonen und, ohne jetzt wieder alle in einen Topf werfen zu wollen, feststellen, dass es mittlerweile eine ganze Reihe an Bands gibt, die auf dem Fundament der Hamburger Schule so etwas wie ein neues, eigenes Gefühl kreieren.
Und wie heißt es doch gleich auf der ersten Seite des Booklets vom „Herz statt Kommerz“-Sampler: „Wen interessiert es, von wo wir kommen?“