Das beste Postcore-Album des Jahres 2019 kommt… tätärätä… aus Polen! Wer hätte das gedacht?! JAVVA heißt die Band, die mit „Balance of decay“ zudem erst ihr Debütalbum in den Startlöchern hat. Darauf fließen so viele verschiedene Stile ein, dass man es eigentlich schon als Post-Postcore bezeichnen müsste.
Musik aus Polen kriegen wir ja eher selten zugeschickt, gute Musik aus Polen eigentlich nie. Das heißt aber offenbar nicht, dass es sie nicht gibt. In mehr als elf verschiedenen Bands waren die einzelnen Musiker zuvor aktiv, mit SOMETHING LIKE ELVIS durfte der Drummer bereits FUGAZI und NOMEANSNO supporten. Diese Umtriebigkeit erklärt vielleicht auch, wie abgeklärt die vier Musiker zwischen den verschiedensten Stilen hin und her wechseln. Denn hier fließt so ziemlich alles ein, worauf die Jungs gerade Lust haben: die Dynamik und Verrücktheit von LES SAVY FAV, der Groove und die Afrobeats vom EZRA COLLECTIVE und die Hammond-Orgel von DEEP PURPLE – um nur ein paar der Eckpunkte aufzuzeigen. Dabei nehmen die Songs oft ungewohnte Wendungen, auf Stressteile folgen harmonische Auflösungen, aus einer psychedelischen Atmosphäre entwickelt sich plötzlich ein hypnotischer Beat. Nichts, was es nicht gibt, aber das alles in einer mitreißenden Melange, die man immer und immer wieder hören mag. Am besten in voller Lautstärke, denn erst dann kommt der Wahnsinn von JAVVA so richtig zur Geltung, der allen Stücken in unterschiedlicher Ausprägung anhaftet. Im Endergebnis werde ich manchmal an 31 KNOTS erinnert (oder die Nachfolge-Band Band WHITE WINE), aber direkte Vergleiche zu nennen, fällt unglaublich schwer und wird der Band auch nicht gerecht. Man mag zwar Einflüsse heraushören, aber in der Summe schaffen JAVVA schon einen verdammt eigenständigen Sound. Hoffentlich spricht sich das bald herum, verdient haben sie es sich allemal! Und dann dürfen auch gerne die ersten Konzerte außerhalb Polens folgen.