ANY TROUBLE – Life in reverse

Die Schreibertätigkeit bei einem Online-Fanzine bringt es mit sich, dass man gelegentlich auch mit Musikstilen konfrontiert wird, um die man üblicherweise einen weiten Bogen machen würde. Im Fall von ANY TROUBLE habe ich es mit „Pubrock“ zu tun. Die drei Musiker haben bereits ein paar Jährchen auf dem Buckel (wenn man den Bandfotos Glauben schenken darf, kratzt zumindest der Sänger fröhlich an der 70er-Marke) und schon einiges erlebt: Gegründet wurde ANY TROUBLE im Jahre 1975 und löste sich zwischendurch gelegentlich mal auf, zuletzt war seit 1984 Funkstille. Nun wollen es die Herrschaften anscheinend noch mal wissen und haben sich für ein neues Album reuniert. „Endlich sind sie wieder da!“ mögen die Einen frohlocken, „Senile Bettflucht!“ lästern dagegen die Anderen. Mit „Live in reverse“ legen ANY TROUBLE 13 britisch-relaxte Songs vor, die etwas an eine kraftlose Variante der HOTKNIVES erinnert, wenn man deren Ska- durch Folkeinflüsse ersetzen würde. „Der Sound heißt Pubrock, weil man dazu so gut feiern kann!“ meinen die Einen, „Der Sound heißt Pubrock, weil er nüchtern nicht zu ertragen ist!“ argumentieren die Anderen. Die Wahrheit liegt irgendwo dort draußen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.