„It’s a tale of three guys – our guys – who wield the power to play music heavy enough to break bones, fast enough to melt guitars and harsh enough to quake the earth“. Im Booklet-Prolog zur neuen LAPKO-CD „Young desire“ wird kräftig auf den Putz gehauen. Sollten diese drei Finnen tatsächlich mehr Power im Arsch haben als METALLICA, härter sein als SLAYER und lauter als MANOWAR?
Schon nach den ersten Takten wird schnell klar: Nö! Härter als SLAYER is nunmal nicht. Dafür stoßen LAPKO in andere Extrem-Gefilde vor, denn der Intensitäts-Level der Mucke ist beispiellos hoch. Schon der Opener „This is aggressive melancholy“ macht deutlich, dass hier drei Musiker mit Eiern am Werk sind, die wirklich alles in die Waagschale werfen, was die Spandex-Hosen zu bieten haben. Ein straighter Gitarren-Part baut behutsam Spannung auf, tastet sich immer weiter vor und explodiert dann förmlich in einem bombastischen Refrain. Sänger und Gitarrist Ville Malja singt so ergreifend und leidenschaftlich, dass man ihm wirklich jedes Wort abnimmt und am liebsten bei seinen Worten „Long walk home“ mit zu ihm nach Hause laufen würde. Erinnerungen an die legendäre ANATHEMA-Langrille „Alternative 4“ werden wach, die mit so viel Gefühl auf die Tränendrüsen drückte, dass seinerzeit bei Schlecker & Co die Taschentuch-Regale über mehrere Wochen ausverkauft waren.
Von dieser Jahrhundert-Intensität sind LAPKO dann jedoch im zweiten Song meilenweit entfernt. Brezelnde Gitarren und ein Glam-Rock- Ooohuwa-SingAlong verbinden sich eher belanglos und gipfeln in einem unspektakulären Refrain, der nicht so recht zünden will. Dieser Eindruck setzt sich bei den folgenden Songs fort – so richtig aus dem Quark kommt hier nix. Alles wirkt recht gefällig, aber ganz große Songs sucht man vergeblich. Lediglich das im gefühlten 48/18-Takt mächtig verschachtelte „Sawyer the brother“, bei dem Drummer Janne Heikkonen mächtig vom Leder zieht, lässt die Lauscher nochmal aufklappen. Ansonsten gibt’s viel Geplätscher, und die hohe Stimme von Ville mit seinen HOHOHO-Seufzern geht einem nach einiger Zeit mächtig auf die Glocke.
Unbestritten – LAPKO haben einen absolut eigenständigen Stil am Start und bringen ihre Musik mit sensationeller Inbrunst rüber. Entscheidet selbst, ob ihr den finnischen Chartstürmern etwas abgewinnen könnt. Wer auf Alternative Rock mit einer Prise Indie, Glam-Rock und einer fetten Breitseite Gefühl steht, macht definitiv nix falsch.