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Foto: Timo Neuscheler

Kurz & schmerzlos (Januar – März 2014) – CD-Besprechungen in aller Kürze

Zugegeben, wir sind spät dran. Unsere beliebte Kurzreview-Rubrik hätte turnusgemäß eigentlich im April online gehen sollen, doch aus Gründen wie Faulheit, Verpeiltheit und diversen persönlichen Verpflichtungen hatten wir erst jetzt die Muße, um die sich mittlerweile bis knapp unter die Zimmerdecke stapelnden Promo-Berge abzuarbeiten. Als kleine Entschädigung verraten wir euch drei Geheimnisse aus der Welt des Rock´n´Roll, die wir der hervorragenden Toiletten-Lektüre "Alles, was ein Mann im Kopf haben muss" von Oliver Kuhn entnommen haben:

1.) David Bowie trägt das Tattoo eines nackten Mannes, der auf einem Delfin reitet und einen Frosch in der Hand hält.
2.) 2002 gab die amerikanische Rockband CREED in der Allstate Arena in Rosemont/Illinois ein Konzert. Die Vorstellung der Rocker war derart schlecht, dass die Band hinterher von den Fans auf zwei Millionen Dollar Schadensersatz verklagt wurde.
3.) Der Name von GUNS N`ROSES-Sänger Axl Rose ist ein Anagramm des Wortes "Oralsex"

So, nun seid ihr im Bilde. Wir wünschen viel Spaß mit unseren Kurzreviews!

A BREATH OF – "Carolina" (Label: Dead Bookink Society, out now)
(bc) Im ersten der insgesamt drei Songs auf dieser EP wirkt die Kombination aus Doublebass und cheesigem Pop-Punk noch etwas gewöhnungsbedürftig, nach den anderen beiden Liedern können mich A BREATH OF aber doch noch überzeugen. Die Münchener haben sichtlich Spaß daran, poppigen Punkrock, Hardcore und Metal bunt durcheinander zu würfeln und schielen dabei zumindest mit einem Auge Richtung A DAY TO REMEMBER und Konsorten. Hier gibt es nicht viel zu meckern. (6,5)
http://www.facebook.com/abreathof

AMI – "Part of me" (Label: Blankomusik / Sony, VÖ 07.03.2014)
(bc) Die erst 18 Jahre alte Sängerin AMI verfügt über eine dieser typischen Stimmen, die DSDS-Kandidatinnen den Weg ins Finale ebnen: Einerseits zart und zerbrechlich, zugleich aber auch stark und entschlossen. Sie alleine deswegen in die Castingshow-Schublade stopfen zu wollen, wäre jedoch äußerst ungerecht, denn "Part of me" ist objektiv betrachtet ein erstaunlich reifes Pop-Album, dessen Inspirationsquellen vornehmlich im Bereich Soul zu suchen sind, darüber hinaus aber auch mit anderen Einflüssen wie beispielsweise Reggae liebäugelt. Gut so, denn charakterlose Marionetten gibt es in der Musikindustrie schon genug. (6)
http://www.facebook.com/amiwarning?fref=ts

BO CANDY & HIS BROKEN HEARTS – "Flowers must fade" (Label: Konkord, VÖ 31.01.2014)
(jg) Lass das Bandinfo diese Band aus dem Burgenland ruhig mit den STOOGES oder der BLUES EXPLOSION vergleichen! Ich könnte mir BO CANDY & HIS BROKEN HEARTS besser auf einer Hochzeitsfeier vorstellen als in einer versifften Garage – ganz nett zwar, aber auch ein bisschen kraftlos. Wobei man sich gebrochene Herzen bei einer Vermählung ja besser nicht wünscht… (4)
http://www.facebook.com/bocandyandhisbrokenhearts

CMDR RIKR – "Distress signal” (Label: Data File Music , VÖ: 28.03.2014)
(so) Dinge, die mich abstoßen: Tracks von mehr als 13 Minuten Länge. Instrumentalbands. Na, da haben CMDR RIKR ja wohl kaum eine Chance, oder? Doch weit gefehlt. Schafft der Titel"song" doch schon mehr Atmosphäre als mancher Bands ganze Alben. Ja, ich wage es, hier einen Vergleich mit PINK FLOYD zu ziehen. Groß angelegte Rockmusik zwischen Postrock und Psychedelic. Da kann man gerne genauer zuhören. Auch ohne Text. (7)
http://de-de.facebook.com/cmdrrikr

DREIKLANGZELT – "Wir machen Musik" (Eigenregie, VÖ: Februar 2014)
(so) Dreiklangzelt? Hm. Der Name ist seltsam. Und das Foto auf dem Cover sieht auch eher nach evangelischem Kirchentag aus. Die drei Jungs spielen sympathischen Singer-Songwriter-Pop mit teils humorvollen, teils tiefgehenderen Texten. Man muss allerdings vermuten, dass sie, wie so viele andere, im Haifischbecken Musikbusiness nicht gerade der Fressfeind Nummer 1 sind. Aber die 7 Songs auf "Wir machen Musik" sind durchaus hörbar, stechen jedoch nicht aus der Masse heraus. (6)
http://www.de-de.facebook.com/pages/Dreiklangzelt/656502847716262

GRANADA 74 – "Kontrollverlust" (Label: Finest Noise, VÖ: 24.01.2014)
(so) Es verwundert nicht wirklich, dass GRANADA 74 mittlerweile bei Finest Noise gelandet sind. Die Kölner haben sich die Nachbarschaft für ihre Zusammenarbeit ausgesucht. Ergibt Sinn. Was allerdings verwundert, ist, dass GRANADA 74 immer noch so klingen wie damals, als ich mit meiner allerersten Band mit ihnen gemeinsam gespielt habe. So richtig weiterentwickelt haben sie sich nicht, es kracht weiterhin ganz schön laut, auch der Gesang ist – um mit der Presseinfo zu sprechen – "lieber dreckig als sauber". Aber Attitüde muss nicht immer gut sein. Wie sagte Jens so schön? "Oder einfach gute Songs schreiben." Punkt. (3)
http://www.facebook.com/grd74

IN THIS TEMPLE – "Display" (Label: Finest Noise, VÖ 31.03.2014)
(jg) Drei Songs Metalcore, der eher düster daherkommt als auf klassische Moshparts setzt. Der Schlagzeuger funktioniert präzise wie das Uhrwerk einer Rolex, und die Gitarrenriffs sind scharf wie die Klingen eines Schweizer Taschenmessers. Die Band kommt jedoch aus Graz. Gut gemacht, aber drei Stücke reichen dann auch. Metalcore sollte es prinzipiell nur im Maxi-CD-Format geben. (3)
http://www.facebook.com/InThisTemple

JAMES CHOICE & THE BAD DECISIONS – "Kathleen" (Label: Schall & Rauch Platten, VÖ 15.01.2014)
(bc) Der Wiener Liedermacher JAMES CHOICE verbrachte die letzten drei Jahre in England, und das hört man dieser Single auch deutlich an: Die beiden Indie-Songs tragen eine klare Britpop-Handschrift, wobei vor allem das hymnenhafte Stück "Blood, sweat & fears" ein richtig kleiner Hit ist. Die perfekte musikalische Untermalung für den Morgenkaffee auf dem sonnendurchfluteten Balkon! (7)
http://www.facebook.com/jameschoicemusic

PLACID REVIVAL – s/t (Eigenvertrieb, VÖ 29.01.2014)
(bc) Tja, was soll man zu der Debüt-EP von PLACID REVIVAL schreiben? Die Berliner haben sich dem Hardrock verschrieben, präsentieren sich auf den drei hier vorliegenden Songs allerdings ziemlich austauschbar. "I will rise" und "Long distance" rocken mit viel Druck und netten Leadgitarren-Spielereien ordentlich nach vorne, in "Glimpse of hope" versucht sich die Band dann an einer Rock-Ballade, die dem einen oder anderen GUNS N` ROSES-Fan unter Umständen ein feuchtes Höschen bescheren könnte. Für meinen Geschmack klingt das Ganze allerdings zu angestaubt. (3,5)
http://www.facebook.com/PlacidRevival

PLASTIKSCHMIDT – "Ab hier danach" (Eigenvertrieb, out now)
(bc) Selten habe ich eine deutschsprachige Punkband gehört, die dermaßen nahtlos Elemente des 80er Jahre-Deutschpunks mit moderner Post-Punk-Dynamik verknüpft wie PLASTIKSCHMIDT aus Coburg. Vor allem der Opener "Männerlippen" klingt nahezu wie eine Mischung aus PASCOW und RAZZIA und zündet bei mir auf Anhieb. Bleibt nur die Frage, weshalb diese drei Stücke eigentlich nur als Demo-CD, und nicht beispielsweise als Vinyl-EP erscheinen? Denn was PLASTIKSCHMIDT hier abliefern, ist richtig, richtig gut… (7,5)
http://www.facebook.com/plastikschmidt

QUIET CONFIDENCE – "Confessions" (Label: Finest Noise, VÖ 31.03.2014)
(bc) Von wegen "Quiet" – hier gibt es die ultimative Deathcore-Abreibung! QUIET CONFIDENCE teilen auf ihrer Debüt-EP mächtig aus, grunzen und kreischen zu schneidenden Gitarrenriffs und ballernden Doublebass-Salven und verpacken das Ganze in eine Produktion, die dermaßen aggressiv klingt, dass sie fast schon übersteuert wirkt. Sollte ich eines Tages auf die Idee kommen, Amok zu laufen, bringe ich mich vorher mit dieser CD in Stimmung… (5)
http://www.facebook.com/quietconfidenceband?fref=nf

ROCKEFELLER JUNIOR – "Celebration urban alienation” (Label: Tschin Bumm Records , VÖ: 31.03.14)
(so) Oh je, ob "Ghost Town" wirklich gut als Opener dieses Albums gewählt wurde? Ich musste diesen Titel jedenfalls erst einmal skippen, klingt dieser doch nach unfertig und Demo. Leider geht es mit "Burning my soul" ähnlich weiter, ziemlich schnell wünscht man sich, dass Thomas Gartler, der Mann hinter ROCKEFELLER JUNIOR, bitte Gesangsunterricht nehmen möge. Oder auch Ausspracheunterricht. Denn man hört dem Österreicher an, dass Englisch nicht seine native tongue ist. Die Musik, die die Tracks unterlegt, wirkt dabei unausgegoren und irgendwie unsauber. Anfang der 90er hätte man dies sicherlich als Grunge oder Garage abtun können, heutzutage kommt diese Art eher gewollt rüber, gerade, wenn es dann sehr akustisch wird. "Ein guter Song ist ein guter Song ist ein guter Song" heißt es in der Presseinfo. Das stimmt. Aber dafür braucht man gute Songs. Von denen "Celebrating urban alienation" eher wenige zu bieten hat. (3,5)
http://www.facebook.com/RockefellerJunior

SCOMIC – "Triciclo" (Label: Artist Station Records, VÖ 28.02.2014)
(jg) Vermisst jemand Bands wie PAPA ROACH oder CRAZY TOWN? Ich nicht. Oder gibt es die sogar noch? Wie auch immer, SCOMIC kommen aus Chile und bringen spanischsprachigen Nu Metal nach Südamerika, gerne auch als Ballade. Nur für den Fall, dass sich die genannten Bands noch nicht bis dorthin herumgesprochen haben. Ganz süß, wie sie nackig auf dem Cover posen. Aber musikalisch hat sich das doch schon seit mehr als zehn Jahren überholt. (2)
http://www.facebook.com/scomicband

THE COLTS – "Hard to handle" (Eigenvertrieb, VÖ 20.09.2013)
(bc) Wer auf gut abgehangenen Hardrock der Marke AC/DC oder MOTÖRHEAD steht, der sollte THE COLTS unbedingt seine Aufmerksamkeit schenken, denn auf ihrem Debüt haut das Quintett aus dem Sauerland elf durchaus schmissige Rocknummern mit Herz und Eiern raus. Was fehlt, ist wie so oft in diesem Genre eine gewisse Eigenständigkeit und ein bisschen Abwechslung – man kann halt nicht alles haben. (6)
http://www.facebook.com/thecoltsoe

TOO TANGLED – "Stay restless” (Label: Popup Records, VÖ 14.03.2014)
(so) Manchmal freue ich mich ja durchaus, wenn Kollegen eine CD einfach nicht besprechen wollen. TOO TANGLED ist so ein Fall. Auf "Stay restless" perfektionieren sie ihren Wave weiter, spielen Musik gegen die Hitze des Sommers und für die schwarzen Herzen. Und klingen bei "My racing heart" doch fast schon fröhlich. TOO TANGLED scheinen die düsteren 80er Jahre so verinnerlicht zu haben, dass man sie ohne Schwierigkeiten direkt neben die alten Heroen in den CD-Schrank packen kann. (7,5)
http://www.facebook.com/tootangled

TORMENT OF SOULS – "Zombie barbeque" (Label: Finest Noise, VÖ 24.01.2014)
(bc) Wieso haben die Menschen auf dem Albumcover Ketchup im Gesicht? Weshalb rülpst hier jemand die ganze Zeit ins Mikrophon? Und wer ist überhaupt dieser "Death Metal", von dem im Infoschreiben ständig die Rede ist? Fragen über Fragen, auf die diese illustre Grillparty leider keine befriedigenden Antworten liefert… (3)

http://www.facebook.com/pages/Torment-of-Souls/188931774462448?fref=nf

TWISK – "Two" (Eigenvertrieb, VÖ: 07.03.2014)
(so) Natürlich ist das nett, wenn Bands uns bemustern. Obwohl ich hier lieber die Kassette in der Hand gehabt hätte. Aber nun gut. TWISK aus Hamburg machen Musik. Nicht mehr und nicht weniger. Solche, die sich irgendwo zwischen Wahnsinn, Pop und Klang ansiedeln lässt und wahrscheinlich ihre Liebhaber finden wird. Mir ist das etwas zu verfrickelt und gewollt interessant. Ein früher DAVID BYRNE lässt zaghaft grüßen, allerdings ist "Two" dafür etwas zu sperrig und geht zu wenig ins Ohr. Ein Album für Menschen, die sich gerne lange mit der Musik auseinandersetzen und das Besondere suchen. (4,5)
http://www.twisk.bandcamp.com/

VAINERZ – "Love run E.P.” (Label: Believe Digital, VÖ: 11.04.2014)
(so) Jede Menge Papier ist dabei, wenn "Love run” im Briefkasten landet. Dabei ist das doch nur eine Single mit jeder Menge Remixen. Der Singletrack klingt dabei so, als wären die schwedischen Helden von S.P.O.C.K. wieder zurück, solch wunderschöner Elektropop-Wave ertönt aus den Boxen, der an "Never trust a Klingon" erinnert. "Girls", der zweite Track, geht noch mehr in die Dancefloor-Ecke der düsteren Elektronik, überzeugt aber ebenfalls. Die Qualität der Remixe von "Love run" wandeln zwischen großartig und überflüssig. Insgesamt aber durchaus ein Anheizer für kommende Taten von VAINERZ. (7)
http://www.de-de.facebook.com/vainerz.music

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.