Man muss ein bisschen Geduld mit „The line“ haben, bis das Album dann so richtig startet. Der Opener „Border“ lässt sich viel Zeit und Ruhe, um den Pfad in Richtung Start zu gehen. Erst etwa in der Mitte von „The waiting game“ nimmt das Album dann Fahrt auf, lässt sich von hypnotischen Drums und hymnischen Stimmen führen und bringt sich in Position. KALANDRA explodieren nicht komplett, halten den Druck auf den Kessel aber stets aufrecht und die Hörer*in in stetiger Erwartung des großen Knalls. Dass dieser ausbleibt, ist kein Verlust, sondern eher ein Kunststück, das Respekt verdient. Die Norweger*innen tänzeln sanft zwischen nordischem Folk und alternativem Pop, ein gewisses Maß an Süße lassen die Songs nicht vermissen, sie führt aber nie zu ungewollten Nebenwirkungen, ist vielmehr im richtigen Maße eingesetzt, hier ist nichts überfrachtet. Mit „Ensom“ kommen sie der Explosion am nächsten, lassen dennoch Raum für Spekulationen. Wann ist es soweit? Bedrohlich und himmlisch zugleich fließt die Musik auf „The line“ in einem stetigen Strom dahin, dessen reißerischer Kraft man sich nicht zu entziehen weiß. Weiblicher Gesang, der auf den Instrumentenlinien zu tanzen, zu schwimmen, zu springen und zu reiten weiß, ist das Markenzeichen dieses sehr vielfältigen, sehr nordischen Albums.