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JUSTIN BALK – Golden

Vor ungefähr vier bis fünf Jahren war ich das letzte Mal auf einem CUCUMBER MEN-Konzert. Danach war es lange Zeit still um Sänger Justin Balk und die Band. Dann, im Januar dieses Jahres, hörte ich durch Zufall, dass Justin sein zweites Solo-Album aufnimmt. Sein zweites? Wann kam denn das erste?? Bei einem kleinen Label, leider komplett untergegangen.
Das soll mit „Golden“ nicht passieren. Mit V2 ist eines der größeren Indie-Labels darum bemüht, das Album zu pushen – und das zu Recht. Denn was Justin hier präsentiert, ist weit mehr als nur die nächste deutsche Indie-Band auf der GHvC-Welle. Es ist auch nicht einfach nur der nächste Singer/Songwriter, der meint, er müsse eine Akustik-Platte machen. Es ist eine Sammlung von sanften Pop-Balladen und melodischen Rock-Songs, fernab von Indie, Pop und Rock im klassischen Sinne.
Es ist wieder diese fantastische Stimme, die manchmal an einen Rio Reiser ohne Stimmbandreizung erinnert, es sind diese Reime, die manchmal immer noch an die alte Zeit mit dem Bruder und dessen Schwester erinnern aber dennoch nicht platt sind. Es ist die Fender Stratocaster mit diesen Riffs, die ich seit Jahren nicht mehr gehört habe. Zwischen der Vergangenheit und „Golden“ liegen dennoch Welten. Vielseitig in der Instrumentierung und abwechslungsreich im Klang sind die Songs, und die Texte besitzen ebenso schmachtigen Pathos wie diese besonderen Zeilen, die einem einfach im Gedächtnis bleiben. „Auch die Wahrheit kann gelogen sein“ singt er, und es bleibt hängen. Und dann kommt ein phantastisch schräges Gitarrensolo und lässt einem Zeit, darüber nachzudenken. Und wäre in „Unser Lachen wird noch ewig durch die Straßen hallen“ nicht dieser komische DOORS-mäßige Zwischenteil, dann wäre dieser Song auf jedem meiner Mix-Tapes für die nächsten zehn Jahre, so ein Hit-Potenzial hat dieser Song. Dennoch: Anspieltipp!
Eigentlich konnte man diese Besprechung auch nur mit großartigen Zitaten der Platte füllen, und das werde ich auch gleich tun, denn ich bin begeistert, von den Melodien, der Leichtigkeit und der Schwere, die dieses Album vereint. Ich wünsche wirklich, dass es mehr Aufmerksamkeit bekommt, als das letzte Werk, denn „was nicht ist, kann vielleicht noch werden, doch nur was war, war wirklich da“.