Am 04.05. gastierten JUNIAS im Hamburger Logo, zwei Tage nach dem Release ihres Debüt-Albums „Signal“ und einen Tag nach einem Interview bei NBC Giga. Natürlich gab es dort neben der Video-Premiere und einem Interview auch die üblichen Daddel-Szenen und die klassische Zuschauer-Frage, ob die Jungs denn schon eine Freundin hätten, aber insgesamt habe man viel Spaß gehabt. Ganz im Gegensatz zu heute, denn abgesehen davon, dass man wegen Staus auf den Soundcheck verzichten musste, durften sie als zweite Support-Band auch nur zwanzig Minuten auf die Bühne, da der Logo-Mischer den Bands erklärte, man wolle wegen der wenigen Zuschauer Geld an den Thekenkräften sparen und den Laden deshalb bereits um 23 Uhr schließen. Wie peinlich ist das denn bitte? Derbe Minus-Punkte dafür auch von uns ans Logo!
Insgesamt habe man aber, mit Ausnahme eines Gigs in der Roten Flora, wo man „vor lauter Junkies“ spielte, bislang eher positive Erfahrungen beim Touren gesammelt, wie Sänger Mathias mir versicherte: „Ich muss sagen, dass wir als Support bisher immer sehr freundlich und professionell behandelt wurden und nie das Gefühl hatten, dass wir irgend so ’ne Scheiß-Support-Band sind, die in zwanzig Minuten ihr Programm durchziehen muss – im Gegensatz zu heute.“ Dabei spielte man in der Vergangenheit bereits als Support so hochkarätiger Acts, wie GLUECIFER, MELISSA AUF DER MAUR, SPORTFREUNDE STILLER und BLUMFELD und auch als Sieger des Visions Unexplored-Polls auf dem Bizarre-Festival.
Die großen Konzerte kamen dabei eher zufällig zustande, und wurden zum Teil von Visions-Redakteuren und zum Teil von der Pop-Akademie Baden-Württemberg arrangiert. Was genau ist eigentlich die Pop-Akademie? „Das war auch wieder so ´ne zufällige Sache. Wir wurden von denen angeschrieben und gefragt, ob wir nicht mitmachen wollen. Wir hatten zu dem Zeitpunkt noch keine Ahnung, was die Pop-Akademie ist und was die wollen, haben einfach ’ne CD hingeschickt und waren dann plötzlich drin. Es ist eine Art Coaching-Programm für Bands, man kann dort an Seminaren teilnehmen und lernen, wie man als Musiker z. B. seine Steuererklärungen macht. Das war für uns superhilfreich. Ansonsten gibt’s da noch Songwriting-Coachs usw. Muss man nicht wirklich alles mitnehmen, was die so machen, aber manches ist ganz schön nützlich.“
Wohl wahr; unter anderem arrangierten sie der Band nämlich auch einen Auftritt im Kinofilm „Ben, nichts ist wie es scheint“, zu dem Helmut Zerlett die Filmmusik beisteuerte, und der in diesem Jahr noch anlaufen soll. Ansonsten stehe momentan aber hauptsächlich die Präsentation des Debüt-Albums an, auf das man seit Erscheinung einer selbst produzierten EP immerhin vier Jahre lang warten musste. Das hatte laut Mathias mehrer Gründe: „Vier Jahre sind schon eine lange Zeit. Wir sind aber nicht mit dem Vorsatz an das Album herangegangen, ein Label zu finden, sondern wollten nur ein gutes Album machen, ganz nach dem Motto: „Für das Debüt-Album hat man sein Leben lang Zeit, für die zweite Platte dann nur noch acht oder neun Monate.“ Es hat ja im Prinzip niemand auf uns gewartet, und deshalb haben wir uns die Zeit auch genommen.“ Aber auch das Finden eines passenden Labels gestaltete sich nicht gerade einfach: „Es ist einfach eine superschwierige Zeit. Vor sechs, sieben Jahren war es vielleicht noch einfacher einen Plattenvertrag zu kriegen, aber inzwischen geht es den Labels nicht mehr um den Künstleraufbau, sondern wirklich nur um Zahlen. Wir hatten zwar zeitgleich zu unserem jetzigen Label ein paar Angebote, aber Eat The Beat hat für uns den meisten Sinn gemacht. Zuvor waren die Reaktionen zwar meist positiv, aber nie konkret. Das war tatsächlich erst der Fall, als das Album komplett fertig war. Mittlerweile ist das auch schon ein Jahr her, und die Songs liegen inzwischen wirklich hinter uns. Vom Kopf her bin ich schon bei der nächsten Platte.“ Und das soll dann hoffentlich nicht so lange auf sich warten lassen. Tatsächlich gibt es schon jetzt ein paar neue Songs, die eine etwas veränderte Richtung andeuten. „Es ist schon ein wenig anders, ich denke die neuen Songs sind etwas einfacher, aber haben mehr Groove. Ich würde sagen, die verstricken sich nicht mehr so, sondern sind klarer.“
Ein Label, das mir beim Hören der ersten EP sofort in den Sinn kam, war bluNoise, insbesondere, wenn man auf die Anfänge des Labels zurückblickt. Allerdings hatte man dort nie angefragt. „Ich finde, dass bluNoise ein super Label ist. Ich liebe die ersten BLACKMAIL- und SCUMBUCKET-Alben, aber eine Labelanfrage, hatten wir dort, so weit ich weiß, nie. An Nois-o-lution kann ich mich aber noch erinnern – das Label finde ich auch klasse. Arne fand uns zwar ganz OK und war auch ganz wohlwollend, aber zugleich sagte er, dass wir nichts für sein Label seien. Wahrscheinlich haben die eine strikte Richtlinie.“
Und wie sah es mit Überlegungen aus, ein eigenes Label zu gründen?
„Um ehrlich zu sein, habe ich zusammen mit ’nem Freund aus Stuttgart drüber nachgedacht. Wir haben uns zusammengesetzt, aber sind zu dem Schluss gekommen, dass man das nicht aufrechterhalten kann, wenn man das nicht hauptberuflich macht.“ Dabei war die Überlegung nicht nur Mittel zum Zweck. „Die kam, weil ich wirklich Bock drauf hatte, die Musik, die ich liebe zu veröffentlichen. Ich stehe momentan total auf ruhigere Musik, Singer/Songwriter wie zum Beispiel DAMIEN RICE oder JEFF BUCKLEY. Wenn ich ein eigenes Label hätte, würde ich aus Deutschland am liebsten THE NOTWIST machen, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte – so jetzt mal ohne Größenwahn…“
Jaja, aber Geschmack beweisen sie Jahr bei der Wahl der Bands. Apropos Lieblingsbands: selbst Aydo von BLACKMAIL outete sich vor längerer Zeit als JUNIAS-Fan, und tatsächlich steht man auch im Kontakt miteinander. „Ich habe ihn vor einigen Jahren mal auf einem Festival kennen gelernt, und wir schreiben uns heute noch ab und an E-Mails und verfolgen uns gegenseitig. Aydo ist auf jeden Fall ein sehr netter Typ!“
Bei der Produktion des Debüt-Albums hatte mit Produzent Hannes Jaeckel (u. a. MOURNFUL, AMPERSAND, etc.) noch eine vierte Person die Finger mit im Spiel. „Er hat zu Hause ein eigenes Studio, und dort haben wir tagelang arrangiert und alles ausprobiert. Das hat richtig Spaß gemacht, zu sehen, in welche Richtung sich Songs entwickeln können. Dort haben wir Tag und Nacht geschraubt, und Hannes hatte auf jeden Fall einen großen Einfluss. Der ist eigentlich schon fast Bandmitglied, ähnlich wie der Stammproduzent bei AEREOGRAMME.“ An die Aufnahme eines vierten Bandmitgliedes, denkt man jedoch nicht ernsthaft, auch wenn ich bei der Live-Umsetzung den Eindruck hatte, dass eine zweite Gitarre fehlt. „Wir haben das mit einem zweiten Gitarristen zwar mal ausprobiert, aber es hat einfach nicht geklappt. Meine Vermutung ist, dass da wirklich keiner mehr Platz hat, da wir von Anfang an in dieser Konstellation spielen. Es ist jetzt kein Ego-Ding, aber es passt einfach nicht. Im Studio hat man natürlich alle Möglichkeiten, aber live ist man dann tatsächlich etwas reduziert Vielleicht lag´s aber auch daran, dass mein Amp heute durchgebrannt ist und ich mit einem anderen Top-Teil und anderen Einstellungen spielen musste und wir zudem keinen Soundcheck hatten.“ Drücken wir ihnen die Daumen, und abschließend noch die Frage, mit wem man denn am liebsten zusammen spielen würde: „THE CURE! Die anderen beiden hassen mich zwar dafür, aber das wäre mein absoluter Traum.“