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MEDICATIONS – Schlagzeuger gesucht – und gefunden!

Hinter MEDICATIONS verbirgt sich eine Supergroup aus Washington, und wie es sich für eine vernünftige Band aus DC gehört, sind sie natürlich bei dem heimischen Label Dischord unter Vertrag. Wobei sich die Bezeichnung „Supergroup“ in diesem Fall nicht unbedingt auf den Bekanntheitsgrad der Musiker aufgrund irgendwelcher berühmten Ex-Bands bezieht. Nein, was hier mit Supergroup gemeint ist, bezeichnet vielmehr das musikalische Können der drei Herren und ihr großartiges Songwriting. Irgendwo zwischen der altbekannten DC-Schule mit Jazzeinflüssen der Marke KARATE, Rock und Psychedelic à la MOTORPSYCHO und einem gitarrenparallelen Gesang, wie man es auch von ENGINE DOWN kennt, bewegen sich MEDICATIONS. Mit Ausnahme des Schlagzeugers waren die Musiker zuvor bereits in Bands aktiv, die als Vergleich natürlich noch viel besser herhalten können: so spielte Sänger und Gitarrist Devin vorher bei SMART WENT CRAZY und zusammen mit Bassist Chad bei FARAQUET. Doch wenn man denkt, der Schlagzeuger sei als No-Name möglicherweise die Schwachstelle der Band, irrt man gewaltig: vielmehr ist sein hartes und unglaublich schnelles und gleichzeitig präzises Spiel dafür ausschlaggebend, dass den Zuschauern auf ihren Konzerten regelmäßig die Kinnlade herunterklappt. Genügend Gründe also, um dem Trio vor dem Konzert in Hamburg ein paar Antworten zu entlocken.

[F]Was bedeutet eigentlich „Medications“ (= „klinische Behandlung“, „Verordnung“, „Beimischung von Arzneistoffen“)?
[A]Devin: Der Name hat eigentlich keine spezielle Bedeutung. Es ist einfach ein Wort, das wir aussuchten, und das jeder kennt. Man kann so viele verschiedene Begriffe damit assoziieren, dass es eigentlich gar keine Bedeutung mehr hat.

[F]Hat denn der Albumtitel „Your favorite people all in one place“ einen besondere Bedeutung?
[A]Devin: Ähh…(lacht), eigentlich hat nichts, was wir machen irgendeine Bedeutung. Ich möchte die Leute jedenfalls nicht mit meinen Gedanken in eine bestimmte Richtung lenken. Die Idee, die Wörter und die Musik sollen Raum für Interpretationen lassen. Das ist auch einer der Gründe, warum wir unsere Texte nicht abdrucken.
Chad: Wir machen ein Geheimnis draus und wollen nicht alles preisgeben.

[F]Aber kommen wir noch mal kurz auf euer Cover zu sprechen. Könnte ich beispielsweise mit der roten Figur zwischen den anderen weißen Silhouetten mich in einer Gruppe fremder Menschen assoziieren?
[A]Devin: Ja, das ist gut! Das gefällt mir!

[F]Devin, du hast Andrew, euren Schlagzeuger, ja über ein Inserat in der Washingtoner Tageszeitung gefunden. Was schreibt man denn bitte in eine Anzeige, um einen solchen Crack zu finden?
[A] Devin: Damals spielte ich noch zusammen mit einem anderen Bassisten, der wiederum bei BLUETIP spielte, und so stand in der Anzeige „Mitglieder von FARAQUET, SMART WENT CRAZY und BLUETIP suchen nach einem Drummer, um ein Power Rock Trio zu gründen.“ Andrew war der zwölfte Schlagzeuger, den wir antesteten. Die sich bewarben, waren nicht unbedingt Fans, sondern zum Teil wussten sie nur, dass wir eine Dischord-Band sind. Andy hat sogar keine einzige der genannten Bands gekannt. Aber es hat geklappt – zum Glück!

[F]Ihr habt in euren Songs ja unzählige, verschiedene Parts. Gibt es zunächst ein Grundgerüst, in das ihr die diversen Fragmente anschließend einbaut, oder reiht ihr sie einzeln aneinander?
[A]Devin: Eine Kombination aus beidem. Im allgemeinen starten wir mit einem Teil oder einem Riff und arbeiten daran ein Weilchen. Meist schreiben wir die Songs, indem wir miteinander spielen, und so gibt es auch in der Regel kein bestimmtes Ziel oder irgendeinen Style, worauf wir hinarbeiten. Gewöhnlich entscheidet dann das Improvisieren oder Jammen darüber, in welche Richtung der nächste Part geht. Wenn wir nichts finden, entsteht bei der Suche manchmal auch ein ganz neuer Abschnitt, den wir später woanders verwenden.
Chad: Zusammengefasst arbeiten wir also eigentlich wie jede andere Band auch.

[F]Aber ihr überlegt euch nicht bewusst, dass ein Song verkompliziert werden muss.
[A]Devin: Nein. Ich denke, dass Chad und ich ein eingespieltes Team sind, was die Arrangements angeht, da wir schon so lange zusammen Musik machen.
Chad: Wir wollen dabei einfach Sachen machen, die für uns interessant sind. Und deshalb klingt es manchmal vielleicht etwas kompliziert. Aber wir machen die Songs nicht mit Absicht kompliziert, um unsere technischen Fähigkeiten ins Rampenlicht zu rücken.

[F]Welche Sachen oder Bands findet ihr denn interessant?
[A]Devin: Neue Sachen? Ach, das sind so viele. Ich hasse diese Frage, hehe…
Chad: Wir mögen gerne Fusion,…
Devin: …Jazz,…
Chad: …und Progressive Rock. Und melodische Sachen.
Devin: CAN und die RAINCOATS sind super.

[F]Auch simple Sachen?
[A]Devin: Ja, auf jeden Fall. Ich spiele auch gern simple Songs.

[F]Nur bringt ihr sie nicht heraus…
[A]Chad: Unser einziges Vorhaben ist, Musik herauszubringen, die interessant ist, ohne dabei andere Bands nur zu kopieren.

[F]Und wie kamst du am Ende wieder darauf, erneut mit Chad zusammenzuarbeiten, Devin?
[A]Devin: Es ist hart, einen guten Bassisten zu finden. Chad hat bei FARAQUET zwar Schlagzeug gespielt, aber war eigentlich immer Bassist. Als ich schließlich aufhörte mit Jake von BLUETIP zusammen Musik zu machen, war Chad die naheliegendste Person, die ich anrufen konnte. Zum Glück hatte er Bock!

[F]Seht ihr zwischen FARAQUET und MEDICATIONS große Unterschiede?
[A]Devin: Eigentlich nicht. Es ist zwar etwas anders, aber der Gesang ist schließlich der gleiche und die Gitarre auch.

[F]Tauscht ihr manchmal die Instrumente untereinander aus?
[A]Devin: Noch nicht. Wir können zwar alle Drums spielen, doch Andy kann nur Drums. Aber daran arbeiten wir noch… Vielleicht bringen wir ihm Banjo bei!

[F]Wie war eure erste Japan-Tour?
[A]Devin: Beeindruckend!
Chad: Zunächst war es ein kultureller Schock für uns, aber am Ende haben wir festgestellt, dass die Leute eigentlich überall gleich sind. Wir wurden sehr herzlich empfangen und es war großartig, in Japan gewesen zu sein.

[F]Gibt es heute noch eine besondere DC-Szene?
[A]Devin: Nicht wirklich. Die Leute sind zwar dieselben geblieben, aber momentan gibt es dort keine Bands. Man macht seine Sachen, geht raus und trifft Leute und es gibt auch ’ne Menge interessanter Künstler. Aber was Bands angeht, passiert da gerade nicht allzu viel.

[F]Ein Freund von mir war kürzlich in Washington, aber ich konnte ihm keinen Club nennen, den er mal besuchen sollte. Welche Läden empfehlt ihr?
[A]Devin: „The Black Cat“ ist wohl der beste Club in DC, und „The Warehouse“ nebenan ist eine Art Gallerie mit einem „Performance“-Bereich, wo mittlerweile viele Bands spielen. Ein schöner Laden für kleinere Konzerte.

http://www.medicationsband.com/
http://www.dischord.com/
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