Der Plattendeal zwischen der Deutschen Grammophon und JOEL BEVING kam auf eher ungewöhnliche Weise zustande. Sein Album lief nachts um 2 Uhr in einer Berliner Bar, in der zufällig Christian Badzura, ein Produzent des Labels, zu Gast war, der daraufhin den Kontakt über die Barkeeperin herstellte und alles Weitere seinen Lauf nahm. Dies spricht dafür, dass JOEL BEVINGs Musik einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Dies mag für gewisse Momente sicherlich stimmen. Man kann die Musik des niederländischen Pianisten problemlos in die relativ unpräzise etikettierte Schublade „Modern Classic“ einordnen. Soll heißen: zugängliche Melodien, die durchaus eine melancholische Stimmung schaffen können. Oder, wie es das Info umschreibt: zarte Musik, die in diesen unruhigen Zeiten Balsam für die Seele ist.
Dass Beving weiß, wie man Seelenbalsam produziert, ist nicht nur seiner musikalischen Schule zu verdanken, sondern hat sicherlich auch mit seinem vorherigen Job zu tun, in dem er zehn Jahre lang erfolgreich Musik für Produktwerbung schrieb. Und hier ist auch der Haken an der Sache: „Prehension“ klingt wie Wellness für die Ohren und die Sinne, ähnlich wie das weichgezeichnete Coverartwork den Augen schmeichelt. Auf die Dauer fehlt es dem Album jedoch an Spannung und Substanz. An Ecken und Kanten, an denen man sich auch mal stoßen kann, an spielerisch ungewöhnlichen Momente, ja, auch an Dynamik. Stattdessen funktioniert Bevings Klavierspiel stets nach demselben Muster. In Wellenform wird die Lautstärke und die Geschwindigkeit gleichzeitig angezogen und im nächsten Moment wieder reduziert, das Thema bleibt dabei konstant und stets nachvollziehbar. Dass man damit Erfolg haben kann, zeigen die Verkaufszahlen und 20 Millionen Streams seinen Stückes „Sleeping lotus“. Jedoch geben sich seine Fans möglicherweise auch mit einer randomisierten Playlist zufrieden, die nach den Rubriken „classic“ und „emotional“ erstellt wurde. Musik für den Moment eben. Nicht mehr und nicht weniger.