Wie bereits beim Vorläufermodel „Irgendwas ist immer“ lassen INWIEFERN auch auf ihrem neuen Werk keinen Zweifel daran, dass Bands wie KNOCHENFABRIK, SUPERNICHTS und CHEFDENKER zu ihren Vorbildern zählen. Was im Übrigen absolut in Ordnung ist, denn mit „Doppelkinn“, „Erzähl das deinem Frisör“ oder „Hasselhoff-Syndrom“ haben sie einige Lieder im Gepäck, die sich qualitativ keineswegs vor den genannten Vorbildern verstecken müssen. Dennoch frage ich mich, ob es im Sinne einer talentierten Band sein kann, wenn Personen, denen man ein Album das erste Mal vorspielt, bereits nach wenigen Sekunden fragen, ob es sich hier um ein neues KNOCHENFABRIK-Album handelt. Davon abgesehen merkt man „Rendezvous mit der Realität“ an, dass INWIEFERN mit vollem Eifer bei der Sache sind und sich auch spielerisch seit dem letzten Album ein kleines Stück weiterentwickelt haben. Erstaunlicherweise ist einer der aus meiner Sicht schwächeren Tracks ausgerechnet das zur ersten Singleauskopplung erkorene und gesanglich durch Luise Fuckface (bekannt von THE TOTEN CRACKHUREN IM KOFFERRAUM und LULU & DIE EINHORNFARM) unterstützte „Euer Stammbaum ist ein Kreis“, der Nazi-Bashing auf dem Niveau von Zehntklässler*innen betreibt. Solch eine platte Form, seiner Verachtung Ausdruck zu verleihen, sollte man vielleicht lieber Kapalken wie BAND OHNE ANSPRUCH überlassen, auch wenn die Adressaten der Schmähkritik natürlich grundsätzlich die Richtigen sind. Eine positive Überraschung ist hingegen das als Bonus-Track enthaltenen „Remember those nights“. Hier beweisen INWIEFERN überraschende Streetpunk-Qualitäten und liefern eine erstklassige Singalong-Hymne ab. Die passt stilistisch zwar nicht wirklich auf das Album, zeigt aber, wie vielseitig die Jungs klingen können, wenn sie wollen. Es muss halt nicht immer nur Köln sein.