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ICONACLASS – Changing culture with revolvers

 
 
Ich gebe es zu: HipHop ist nicht meine liebste Baustelle, und wenn ich versehentlich bei „Gold“, 917xfm’s HipHop-Sendung, lande, bin ich meist ziemlich schnell wieder draußen. Zu viel Trap (zu eintönig), zu viel Grime (zu finster), zu viel deutschsprachiger HipHop (meist zu mainstreamig), zu viel Cloud Rap (zu verträumt), und auch mit Gangsta Rap kann man mich kaum hinter dem Ofen hervorlocken. Und doch gibt es immer wieder Bands, die mir nicht nur gefallen, sondern mich förmlich begeistern und eher dem Old School HipHop, dem Jazz Rap oder sonstigen alternativen Richtungen zuzuordnen sind. Bands wie DE LA SOUL, THE GOATS, NOAH 23, KATE TEMPEST, ARRESTED DEVELOPMENT, THE ROOTS, natürlich auch der WU-TANG CLAN, JURASSIC 5 und immer wieder DÄLEK. Zwar sind die Jungs aus New Jersey auch keine allzu lebensbejahenden Menschen, doch stand bei ihnen stets das Musikalische im Vordergrund, was sie sogar ins Vorprogramm von Bands wie MELVINS und ISIS brachte, was auf den ersten Blick zumindest ungewöhnlich erschien.
Hinter ICONACLASS steckt niemand Geringeres als Will Brooks, der Kopf hinter DÄLEK, und so überrascht es kaum, dass auch dieses Projekt recht ernst, wenngleich weniger finster als DÄLEK ausfällt und sich mehr an der East- als an der Westcoast orientiert. Dazu schlaue Texte über Armut, Rassismus und Kapitalismus, die eine gute Reflexion der eigenen Persönlichkeit in der Gesellschaft widerspiegeln und die ursprüngliche Relevanz des HipHops noch mal unterstreichen.
Interessanterweise schaffen ICONACLASS es aber trotz der ernsten Lyrics und der angeprangerten Missstände, musikalisch ein insgesamt sehr relaxtes Album zu kreieren, was wahrscheinlich auch auf die eingesetzten Beats und Samples zurückzuführen ist, die dem Ganzen eine angenehm soulig/funkige Note verleihen. So bleibt am Ende nur die Feststellung, dass Will Brooks auch mit ICONACLASS mal wieder ein Zeichen für qualitativ guten und bedeutsamen HipHop setzt.

„Changing culture with revolvers“ stammt zwar aus dem Jahre 2015, erscheint nun aber erstmals auf Vinyl (Sabotage/Broken Silence).