Mit Postpunk verbinde ich gemeinhin kleine Kellerclubs, in denen es laut und wild zu geht und der Schweiß von der Decke tropft. Wer jedoch die Tourdates von IDLES liest, wird schnell bemerken, dass es sich hier eher um Locations mit einer Kapazität im mittleren vierstelligen Bereich handelt. Also nix mit eng und stickig. Und so überrascht es auch nicht, dass ihr mittlerweile fünftes Album nahezu überall als „Album der Woche“ ausgerufen wurde und in den britischen Charts direkt auf Platz 1 (hierzulande Platz 2) landete.
Wie kann es sein, dass sich scheinbar alle auf diese räudige Band aus Bristol einigen können? Machen sie überhaupt Postpunk? Oder vielleicht doch Mainstream Pop?
Keine Sorge, wer die Briten bisher zu seinen Lieblingen zählte, wird aich mit der neuen Platte nichts falschmachen. Wenngleich es hier stilistisch einige Änderungen gab. Zwar gibt es auch auf „Tangk“ Stücke, die in eine Sparte mit Bands wie PROTOMARTYR, SHAME und Konsorten passen und laut und brachial klingen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch viele Songs, die schon mehr in Richtung BONAPARTE, STREETS und SLEAFORD MODS schielen. Insgesamt scheint „Tangk“ stilistisch zwar nicht mehr ganz so festgelegt, dafür aber sehr reduziert und auf den Punkt gebracht. So bleiben die Strukturen im aufgeräumten Songwriting stets nachvollziehbar, was aber keineswegs mit eintönig gleichzusetzen wäre. Stattdessen tritt die überraschend gute Stimme von Joe Talbot in den Vordergrund, die zum Beispiel in „Roy“ mit einer arg verstimmten Mariachi-Gitarre kombiniert wird. So gibt es in jedem Stück neue Ideen zu entdecken, die „Tangk“ am Ende fast wie ein richtiges Kunstwerk erscheinen lassen. Was die eingangs erwähnte allgemeine Zustimmung zu der Band durchaus rechtfertigt.