Wow! Zuerst wollte mir diese Perle gar nicht gefallen – das muss ich zugeben. Doch nach und nach erschließt sich mir die Qualität von HIDDEN TIMBRE. Seien wir ehrlich, die CDs, die uns erst auf dem „zweiten Bildungsweg“ gefallen, sind meist diejenigen, die auch noch nach Jahren attraktives Futter für unsere CD-Player bieten!
HIDDEN TIMBRE kommen aus Gera, existieren seit Ende 2003 und haben in Eigenregie bisher eine EP veröffentlicht. Soviel zu den Fakten. Das Quintett hat mit Anja Bräutigam eine fähige Sängerin, die es versteht, Gefühle wie Wut, Verzweiflung und Sehnsucht auszudrücken, ohne das berühmte Pathos zu oft zu bemühen.
Doch was machen HIDDEN TEMBRE für Musik? Mit einem Wort – progressive! Keine gewöhnliche progressive Metal-Musik, wie wir sie zu Dutzenden geboten bekommen. Der Bandsound variiert zwischen gefühlvoll vorgetragenen Parts bis hin zu modernen und ziemlich kraftvollen Riffs. Tradition trifft auf Moderne und meistert das auch noch gut. Ein Song wie „At the crossroads“ spricht da Bände. Auf fünfeinhalb Minuten finden sich moderne Groove-Metal-Riffs, gefühlvoller Gesang, ruhige, verspielte Parts und traditionelle Solos und ergeben ein stimmiges Bild voller Farben. Überhaupt ist es eine Freude, was die beiden Gitarristen abliefern.
Der größte Pluspunkt der Band ist ihre Stilvielfalt. Die Musik wird nie langweilig, obwohl sie unter anderem den Hörer fordert. Acht Songs in 50 Minuten, will heißen, die meisten Songs dauern zwischen fünf und sechs Minuten – und das ist gut so. So hat jeder Song genügend Zeit, sich zu entwickeln. Mit „Tell me“ wagt man sich zu Beginn in die Nähe von Künstlern wie TORI AMOS, allerdings stimmlich normaler und nicht so abgedreht wie die geniale rothaarige Lady. Ein schöner Pop-Rock-Song mit Balladen-Feeling. Da es keine Ausfälle gibt und ich keine richtigen Vergleiche finden kann (was wirklich selten ist), gibt es von mir eine verdiente Neun.
Hoffentlich macht diese Band ihren Weg, verdient hat sie es auf jeden Fall.