Benannt nach einem Bugs Bunny-Comic, liefern die Kanadier HAREM SCAREM mit „Overload“ bereits ihr achtes Studio-Album ab; sollte ich mich nicht verzählt haben, denn den Überblick zu behalten, ist bei HAREM SCAREM wirklich nicht leicht. Diverse Japan-Alben und differierende Albentitel für die unterschiedlichsten Märkte, Best Of-Alben oder Compilations – der Backkatalog ist gewaltig. Und trotzdem sind HAREM SCAREM in Europa nahezu unbekannt, außer bei einer Anzahl Die Hard-Melodic Rock-Fans, welche der Band über Jahre hinweg die Treue gehalten haben.
Es scheint fast so, als wären HS immer ein Jahr zu früh oder zu spät mit ihren jeweiligen Alben, die in der richtigen Zeit sicher allesamt für Furore gesorgt hätten.
Sänger, Gitarrist und Songwriter Harry Hess hingegen ist kein unbeschriebenes Blatt, produziert und arbeitet er doch mit bekannteren Bands, z. B. betreute er die Rock-Hoffnung BILLY TALENT.
Was den Qualitätsanspruch im Melodic Rock angeht, sind HAREM SCAREM eine Klasse für sich. Nicht nur jedes Album ist ein Klassiker (wenn auch in unterschiedlichen Stilen), auch nahezu jeder Song ihrer bisherigen Karriere ist erstklassig. Der Name HAREM SCAREM hat noch nie für Stillstand gestanden, bewegte man sich doch stets vorwärts (was einigen Scheuklappen-Fans durchaus Probleme bereitet), da macht auch das neue Album keine Ausnahme. Der 2005er Output wartet mit den bisher düstersten und härtesten Songs der Bandgeschichte auf, ohne allerdings die Trademarks wie das markante Riffing von Pete Lesperance oder die genialen Harmony-Vocals außen vor zu lassen. Der Unterschied ist in der etwas härteren Ausrichtung einzelner Songs, z.B. „rise and fall“ oder der tolle Hardrocker „leading me on“. Nicht alles springt dem Hörer sofort ins Gesicht. Auch Harry Hess Stimme scheint von Album zu Album etwas rauer zu werden, was aber nicht negativ zu bewerten ist. Hört euch Hookline-Wunder der Güteklasse A wie „don´t come easy“ (was für ein Chorus), den superben Eröffnungstrack „dagger“ (düsterer Rocker) oder die klischeefreie Ballade „understand you“ an. Manch einer stört sich an der wieder etwas knappen Spielzeit von 40 Minuten (die letzten Alben lagen sogar teilweise unter 40 Minuten), diverse Kritiker geben für so etwas auch mal gerne Punktabzug. Mir sind gute 36 oder 40 Minuten allemal lieber als eine gute Stunde mit Füllmaterial! Große Unterhaltung ist garantiert.
Neueinsteiger sollten sich mit der toll aufgemachten Homepage der Kanadier befassen.