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UNHERZ – Für immer

Bereits auf den ersten oberflächlichen Blick ist mir diese CD suspekt. Da wäre zum einen dieses infantil wirkende Artwork, das mit dem EXPLOITED-artigen Irokesen-Totenschädel und den gekreuzten „Flying V“-Gitarren grundsätzlich auf irgendwas in Richtung Metal-Punk hindeutet. Der Bandname UNHERZ erinnert derweil an eine Zusammensetzung aus UNHEILIG und MEGAHERZ, was wiederum auf Klänge in Richtung Gothic Rock oder Neue Deutsche Härte hindeutet. Und dann wäre da noch der Titel-Zusatz „Für immer“, der mit seiner Frakturschrift ebenso gut einem KRAWALLBRÜDER-Album entsprungen sein könnte. Tatsächlich spiegeln sich die meisten dieser Assoziationen auch in der Musik von UNHERZ wider, denn die Band aus Rheinland-Pfalz spielt pathosbeladenen Deutschrock, der zu allem Überfluss auch noch mit frickeligen Metal-Soli und gelegentlichen Gruft-Pop-Passagen versehen wurde. Die Texte haben derweil einen klaren Bezug zur Frankfurter Schule, wobei in diesem Fall leider nicht Theodor Adorno oder Max Horkheimer, sondern vielmehr Kevin Russel und Stephan Weidner gemeint sind. Folglich geht es mal um all die verschwörerischen Neider, die einen umgeben („An all die Schwarz-Weiß Seher / An all die Wortverdreher / An all die Lügensäer / Ihr seid mir scheißegal“), mal um Ehre und Stolz („Bevor ich kniend leb wähle ich den Tod / Mein Stolz mein erstes Gebot“), und selbstverständlich darf auch das Thema Freundschaft nicht fehlen („Wir waren 10 Jahre fast wie Brüder, mit den gleichen Liedern“). Kritische Beobachter könnten angesichts dermaßen offensichtlicher textlicher Parallelen zum Liedgut der BÖHSEN ONKELZ glatt Plagiatsvorwürfe erheben, würden im direkten Gegenzug allerdings möglicherweise als Schwarz-Weiß Seher, Wortverdreher oder gar Lügensäer entlarvt werden. Da sollte man als CD-Rezensent also besser auf der Hut sein…

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.