Das hatte ich auch noch nie, dass ich wegen meines schwarzen Outfits komisch von den Türstehern angeguckt wurde. Doch als ich den Saal betrat, fiel mir wieder ein, wie es vor zehn Jahren beim GWAR-Konzert in Köln war: Mindestens jeder zweite hatte ein weißes T-Shirt an, um genug von all dem Blut und Sperma sichtbar aufnehmen zu können. Und genau so ein Bild bot sich mir auch an diesem Abend. Doch bevor das Blutbad losging, waren erstmal die Jungs von PRESIDENT EVIL am Zug. Als Trash’N’Roll bezeichnen sie selbst ihre Musik und waren ganz passend als Vorgruppe von GWAR. Ich fand das zwar nicht so berauschend, aber dem Rest gefiel ihre Show, vielleicht hatten sie sich ja auch ihre Fans mitgebracht, wer weiß.
Danach begannen die üblichen Umbauarbeiten, und es war Zeit für ein erfrischendes Hopfengetränk, der ein oder andere deckte sich auch schon am pompösen, aber auch recht teuren Merchandise-Stand der Band ein. Ich habe mir nur eine Packung Streichhölzer mitgenommen, die waren umsonst. Nachdem das Bier getrunken und die Streichhölzer verstaut waren, ging es dann auch endlich los. Ein Soldat betrat die Bühne und wurde nach einem kurzen Statement enthauptet. Die nicht enden wollende Blutfontaine versetzte das Publikum in wahre Ekstase. So blutig wie der Anfang war, ging es dann auch weiter. Doch nicht nur Blut sollte den Zuschauer besudeln. Nach dem nächsten Song stand Adolf Hitler auf einmal vor uns und wichste minutenlang mit seinem riesigen Penis grünes Sperma in die Menge. Ja, die Jungs von GWAR mit ihren Sklaven sind schon ganz schön kranke Geister. An diesem Abend standen aber noch mehr Persönlichkeiten bzw. Verbrecher auf der Bühne. Also, wer war denn noch so alles da? Genau, nach Hitler kam meines Wissens George W. Bush, gefolgt von Osama bin Laden und dem Papst mit Hakenkreuzen an der Robe und noch einigen anderen. Musikalisch untermalt wurde das ganze Spektakel vom GWAR-typischen Metalpunk-Sound. Das Konzert hinterließ nicht nur beim Publikum seine Spuren, der Boden der Markthalle war mit einer zentimeterdicken Schicht aus grünroter Flüssigkeit überzogen. Das hätte ich nicht sauber machen wollen.
Auf meinem Nachhauseweg zog ich schon wieder komische Blicke auf mich, denn mein Gesicht, die Harre und die Hände waren knallrot. Ich sah aus, als käme ich frisch von einer Schlägerei. Doch das war es wert. GWAR hat wieder einmal eine unglaublich gute Show abgeliefert.