Wer beim Cover von „Krieg & Frieden“ nicht sofort an Full Metal Jacket denkt, kennt wahrscheinlich den Film nicht. GÖTZ WIDMANN ist zurück. Aber dieses Mal nicht nur mit Nylongitarre und brillanten Texten, nein, plötzlich kommt der Liedermacher mit einer ganzen Band daher. Diese Neuerung tut alles, aber dem Können und der Wirkung von GÖTZ WIDMANN keinen Abbruch. Schon die Bar-Atmosphäre, die im Opener „2,8 Kilometer Bier“ erzeugt wird, überrascht so dermaßen, dass man den Song direkt noch einmal hören muss, um sich bei diesem zweiten Hören auf den Text konzentrieren zu können, ist ein Klavier doch nun wirklich nicht das erste, was einem bei GÖTZ WIDMANN einfallen würde. Vielleicht sollte ich nebenbei dieses Lied meiner sechsten Klasse vorspielen, damit sie endlich einmal die Umrechnung der Längenmaße beherrscht. Könnte aber ob des Inhalts vielleicht auch das ein oder andere Elterngespräch nach sich ziehen. Das ehemalige Mitglied von JOINT VENTURE zeigt mit „Krieg & Frieden“, dass er nicht nur textlich, sondern auch musikalisch rocken kann. Verzerrte Gitarren und harte Drums, dennoch bleibt es GÖTZ WIDMANN. Er kann es gefühlvoll („Autsch“), poppig, rockig und dreckig-punkig. Und natürlich auch weiterhin politisch. Ein Beispiel? Gern. „Für die Freiheit, die du genießen darfst und deine Artgenossen / wurden Menschen, die besser waren als du, erschossen!“ („Für euch“) Der mittlerweile auch nicht mehr ganz so junge Musiker ist mit allen Themen und Texten immer noch näher an der Realität und sicherlich auch an wirklich jungen Menschen, als das so mancher gelackte Erfolgsheini aus den Charts jemals sein wird (und will?), ob diese nun Handy, Internet oder eben große Politik heißen. Sicherlich braucht jeder mal „nen Abend auf der Couch“ („Autsch“), aber mit „Krieg & Frieden“ dabei aus den Boxen wird der sicherlich noch um einiges schöner.
GÖTZ WIDMANN – Krieg & Frieden
