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GET UP KIDS – Zurück in die Vergangenheit

Die GET UP KIDS noch mal live zu sehen, ist wie eine Zeitreise. Nicht, dass es keine anderen Bands von früher gäbe, die heute noch unterwegs sind, aber mit den GET UP KIDS und der damaligen Zeit verbinde ich einfach noch sehr viele Erinnerungen. Und anscheinend bin ich da nicht alleine. Das Publikum war verhältnismäßig alt, offensichtlich sind die Fans von damals mitgewachsen. Nach „Emo“ sah übrigens keiner mehr aus. Na gut, das übernehmen inzwischen ja auch h&m und myspace.
Ein Teil des Uebel & Gefährlich war durch Vorhänge abgetrennt, aber der Rest bis auf den letzten Platz gefüllt. Warm war’s – schon bevor es losging. Und am Tresen bildeten sich Schlangen, die an das Dockville-Festival vom letzten Wochenende erinnerten.
Als Vorband durften sich MIKROBOY versuchen, die ich bereits auf dem Dockville und dem Omas Teich verpasst hatte, weil sie immer schon um die Mittagszeit herum spielten. Zwar stellten sie sich am Blueprint-Stand als fantastische Köche und angenehme Zeitgenossen heraus, aber musikalisch kann ich der Band leider nicht viel abgewinnen. Zu massenkompatibel, zu glatt und zu perfekt – und Vergleiche mit THE POSTAL SERVICE, DEATH CAB FOR CUTIE und vor allem THE NOTWIST scheinen mir völlig fehl am Platze. Ich fragte mich die ganze Zeit, aus welchem Grund man anfängt, solche Musik zu machen. Um berühmt zu werden? Schade, denn im Grunde bewies der Sänger und Hauptsongwriter mit MONOCHROME als einer seiner Favourites durchaus Geschmack. Und ein Gespür für gute Melodien kann man ihm durchaus attestieren. Jetzt ein wenig aus dem Gefälligkeitspop raus, Ecken und Kanten rein, und dann sprechen wir uns wieder!
Zeit für die GET UP KIDS! Die erste Tour seit ihrer Auflösung vor vier Jahren. Wobei sich natürlich gleich einige Fragen stellten: sind die GET UP KIDS alt geworden? Dick? Handelt es sich bei der Tour um eine richtige Reunion? Wird ein neues Album folgen? Am wichtigsten aber die Frage: können die Helden der Emo-Jugend eigentlich noch so frisch und mitreißend rüberkommen wie vor neun Jahren, als ich sie das erste Mal auf einem kleinen Open Air in Hannover sah?
Oh ja, sie konnten. Was sicherlich auch daran liegt, dass Jim Suptics Stimme noch immer so juvenil klingt wie anno dazumal. Und für den geneigten Fan wurde ein bunter Querschnitt aus allen vergangenen Alben zusammengestellt. Dabei durften Oldies wie „Don’t hate me“ und „Coming clean“ natürlich genau so wenig fehlen wie die unbekannteren Songs der „Red Letter Day“-EP. Auch wenn „Guilt show“ aufgrund der versteckteren Melodien nach und nach zu meinem Lieblingsalbum der GET UP KIDS avancierte, wurden natürlich größtenteils Songs des Überhit-Albums „Something to write home about“ dargeboten. Abgerundet wurde das Set durch das REPLACEMENTS-Cover „Beer for breakfast“ und das inzwischen obligatorische „Close to me” von THE CURE. Ein toller Auftritt, Melodien, die die BEATLES nicht besser hätten schreiben können, und mit „Keith case“ sogar ein neuer Song. Meinetwegen dürfen die Jungs gern immer weitermachen und nicht nur die „Something to write home about“ wiederveröffentlichen. Von dem angeblichen Gezänke der Jungs auf der Bühne hat man weiter hinten zumindest nichts mitbekommen.