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CONTRIVA – Separate Zimmer

Zeit ist vergangen seit dem letzten Album „If you had stayed…“. Zeit, die die Mitglieder der vierköpfigen Formation CONTRIVA ausgiebig für Neben-, Haupt- und Soloprojekte nutzten.
Schön also, dass sie nun mal wieder gemeinsam auf der Reise sind, inzwischen mit neuem Label (Morr Music) im Rücken und ihrem dritten Album namens „Seperate chambers“ unterm Arm.
Geblieben ist die (Vor?) Liebe für Instrumental-Musik. Eigenwillige Instrumental-Musik, die die Ohren mitnimmt für eine Geschichten- und Malstunde im Kopf. CONTRIVA zuzuhören, ist wie ein Video zu schauen; festgehalten auf Super-8-Kamera (die, wo das Bild so schön knistert und rauscht) vom Familienausflug an den Badesee irgendwann damals. Melodien, häufig vom Bass getragen, mit leicht melancholischem Unterton verweben sich mit gebrochenen Akkorden zu einer in Sepia getränkten Retrospektive. Ein Beat hoppelt aufgeweckt im Gras, während ein paar Gitarren-Akkorde am Wasser herumtollen und man den Synthie-Sound auf dem Handtuch nebenan murmeln hört: „Hach, wie herrlich unbeschwert es hier ist.“
Eine manchmal ganz schön naive Welt ist das, aber keine in der nicht ab und zu Gewitterwolken das Geschehen verdunkeln.
Man merkt der Musik der vier Berliner, die übrigens schon seit Schulzeiten gemeinsam musizieren an, dass hier vier Kreativköpfe zusammen auf eine Idee zusteuern, so durchdacht wirkt jedes Instrument eingepasst, so beliebig scheint die Besetzung an den Instrumenten, die zwischen den Songs immer wieder wechselt. Die spärlich versammelte Zuschauerschaft heute Abend im Hafenklang dankt es der Band mit viel Applaus und bekennenden „Yeah“-Rufen beim Spielen eines persönlichen Lieblingsstückes, während sich die Band aufmacht zu einem Streifzug durch altes und neues Songmaterial. Und das Ganze angenehm unaufdringlich: Fast schüchtern wirken sie. Diese Band steht außerhalb von aufgesetzten Posen und musikalischem Abgreifen irgendwelcher Hypes.
Und immer dann, wenn man gerade denkt jetzt langsam genug vom Familienausflug zu haben, bricht das instrumentale Korsett auf – Masha Qrella fängt an zu singen. Welch unglaubliche Stimme, welch Verwandlung der Songs!
Mit dem ebenfalls gesungenen und auf dem aktuellen Album enthaltenen „I can’t wait“ ist ihnen darüber hinaus scheinbar im Vorbeigehen ein kleiner Hit gelungen, der das Zeug hat locker jeden zweiten Track auf einem x-beliebigen „Café del mar“-Sampler verschämt auf irgendeiner B-Seite verschwinden zu lassen! Einziges Manko an diesem Abend: Die ständig offene Tür, durch die man unfreiwillig Zeuge der Clubmusik von oben wurde.
Egal. Es scheint, als hat hier eine Band endgültig zu sich gefunden. Gerade jetzt weitermachen. Bitte!