Das Album-Cover trifft die Stimmung des Albums ganz gut: Die traurigen Überreste der Schilleroper, einem ehemaligen Zirkustheater in Hamburg – St.Pauli, welches die Eigentümer so lange leerstehen und verrotten ließen, bis die Stadt nach jahrelangem ergebnislosen Rechtsstreit das denkmalgeschützte Gebäude schließlich aufgrund der akuten Einsturzgefahr abreißen lassen musste und heute nur noch das Stahlträgergerüst zu sehen ist. FUN TOTAL klingen ein wenig so, als ob sie den Soundtrack zu diesem unrühmlichen Kapitel Hamburger Stadtentwicklung bzw. einer weiteren Verarschung der Stadt Hamburg durch windige Investor*innen zu Lasten der (Sub-)Kultur (zwischenzeitlich beherbergte die Schilleroper auch einen Musik-Club und spielte eine nicht unerhebliche Rolle in der Entwicklung der „Hamburger Schule“) geschrieben hätten. „Tristesse“ erscheint roh und resigniert, doch zugleich auch wütend. Schrammelige Gitarren, angeätzter Gesang. Das Herz in der Vergangenheit bei Bands wie RAZZIA oder TOXOPLASMA, den Kopf im Hier und Jetzt. Stellenweise werden FUN TOTAL so sperrig, dass es fast schon weh tut, aber auch das ist durchaus als Qualitätsmerkmal zu verstehen. Nach IDIOT SIEGE und ZYMT eine weitere interessante Neuentdeckung auf dem kleinen Label My Ruin.
FUN TOTAL – Tristesse
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:13. Februar 2024
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.