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TALCO – Insert coin

 
Wenn es etwas gibt, das man TALCO definitiv nicht vorwerfen kann, dann während der vergangenen beiden Corona-Jahre untätig gewesen zu sein. So haben die Italiener während dieser Zeit beispielsweise unter dem Namen TALCO MASKERADE ein Akustik-Album aufgenommen und gehörten mit diesem Konzept auch zu den ersten europäischen Bands, die zwischen den ersten beiden Lockdowns wieder international auf Tour waren. Des Weiteren haben sie im Anschluss an neuen Songs gearbeitet, von denen sich einige nun auf der EP „Insert coin“ wiederfinden. Auch wenn der Opener „Radio countdown“ zunächst recht zart besaitet beginnt, machen TALCO im weiteren Verlauf des Songs deutlich, dass sie nicht vergessen haben, wo das Distortion-Pedal steht. Tatsächlich verzichten sie in sämtlichen Songs auf den Einsatz von Offbeats und setzen stattdessen auf druckvolle Punkrock-Riffs, die durch die bandtypischen Bläsersätze flankiert werden. In den Stücken thematisiert die Band nicht nur die gesellschaftlichen Probleme, die die Pandemie in Italien befeuert hat, wie etwa die Verbreitung von Verschwörungstheorien und die von rechtspopulistischen Kreisen vorangetriebene Spaltung der Gesellschaft, sondern hinterfragt auch ihre eigene Rolle als Bestandteil einer immer mehr gleichgeschaltet erscheinenden Unterhaltungsindustrie, der sie nach wie vor einen ausgeprägten DIY-Ethos entgegensetzen. Insofern ist „Insert coin“ als eine Art Rückmeldung der Band zu verstehen: Zurück mit neuem Schwung sowie einer unverändert klaren Haltung. Und bereit, der Pandemie die Bühnen dieser Welt wieder zu entreißen.
 

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.