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FRITTENBUDE – Küken des Orion

FRITTENBUDE gehören zu jenen Bands, die vor einigen Jahren stark von dem von DEICHKIND losgetretenen Elektropunk-HipHop-Hype profitiert haben. Damals war diese Musik eine Art Selbstgänger und sorgte für volle Konzerthallen und die eine oder andere Chartplatzierung. Entsprechend schwer fiel es mir in der Vergangenheit, das Schaffen dieser Band losgelöst von der allgemeinen Euphoriewelle zu bewerten, zumal in meinem Augen gerade bei FRITTENBUDE der zweifelsfrei vorhandene politische Anspruch allzu oft im kollektiven Partytaumel unterging. Insofern markiert „Küken des Orion“ durchaus einen gewissen Reifeprozess, denn die Wahl-Berliner verabschieden sich auf ihrem neuen Werk größtenteils vom Konfetti-Lifestyle und schlagen ernstere Töne an, ohne sich dabei komplett neu zu erfinden. Stücke wie „Army of Küken“, „Stürzende Helden“ oder „Schlachtfeld der Schande“ funktionieren nämlich nach wie vor am besten auf dem Rave-Floor, haben inhaltlich jedoch den Hedonismus gegen einen gewissen Tiefgang eingetauscht. An anderer Stelle lässt sich auch eine Verschiebung in Richtung Indie-Rock nicht leugnen, zumal in „Was am Ende bleibt“ gar TOCOTRONIC-Frontmann Dirk von Lowtzow mitwirkt. „Padamé“ hingegen ist ein melancholischer HipHop-Track und stellt einen weiteren Beweis für den Abwechslungsreichtum dar, den dieses Album bereithält. Kein Zweifel – FRITTENBUDE haben im Jahre 2015 die Scheuklappen über Bord geworfen und mit „Küken des Orion“ einen großen Schritt in Richtung Eigenständigkeit gemacht. Ob sie damit letztendlich auch die Erwartungshaltung derer erfüllen, die frühere Alben wie „Katzengold“ bedingungslos abfeiern, bleibt abzuwarten.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.