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FRED HERSCH – Songs from home

 
Bei aller Lockdown-Müdigkeit: Die Corona-Krise hat bei manchen Leuten auch neue Hobbies aufgedeckt. So hat sich der Absatz an Fahrrädern und Laufschuhen in Zeiten der COVID-Pandemie zum Teil verdoppelt, auch Spielwarenhersteller dürfen sich keineswegs über schlechte Umsätze beklagen. Zwar hat der Jazzpianist FRED HERSCH das Klavierspielen nicht erst in Zeiten der Epidemie für sich entdeckt, doch das Piano gab ihm zu Beginn der Corona-Pandemie einen besonderen Halt, als er wegen Vorerkrankungen mit seinem Partner in ein kleines Landhaus in den Wäldern Pennsylvanias flüchtete. Als zudem noch ein Freund von ihm an COVID-19 starb, setzte er sich an seinen Flügel und widmete dem Verstorbenen ein Stück, das er, verbunden mit einer persönlichen Geschichte, per Stream ins Internet übertrug. Die Resonanz war so überwältigend, dass aus dem einen Stück tägliche Konzerte wurden, auch um seinen Mitmenschen Halt und Hoffnung zu spenden.
Aus diesen Konzerten resultiert nun sein Album „Songs from home“, und selbst, wenn es sich bei dem Cover-Artwork nicht um das eingangs erwähnte Landhaus handelt, so spiegelt das Bild doch die Ruhe wieder, die dieses Album ausstrahlt, das sich stets gekonnt zwischen klassischem Piano-Jazz, Improvisation und Klassik schlängelt. Dabei finden sich neben Coversongs von u.a. den BEATLES („When I’m sixty-four“), JONI MITCHELL („All I want“) und Jazzlegende DUKE ELLINGTON („Solitude“) auch zwei eigene Kompositionen. Doch wer bei ruhigen Tönen und Pop-Coversongs automatisch an Easy Listening denkt, liegt falsch. Dafür ist Hersch doch zu sehr im Jazz verankert, und wahrscheinlich verbieten seine vielzähligen Preise und Auszeichnungen auch von selbst ein allzu gefälliges Album, was die Fans des Jazz erfreuen dürfte.