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FRAU MANSMANN – Menstruation in Stereo

Kaum eine andere Band huldigt den allgemeinen Deutschpunk-Klischees derzeit so schön und elegant wie FRAU MANSMANN. Denn Lieder wie „4,8 Promille“, „Nur Geld“, „Pöbelei und Widerstand“ oder „Bullen“ drehen sich erwartungsgemäß um typische Bahnhofspunk-Kernkompetenzen wie Saufen, Pleite sein, Randale machen oder Nazi- und Staatsmachts-Beschimpfungen, das Ganze selbstredend liebevoll verpackt in krächzenden Gesang und simples Vier-Akkorde-Riffing. Und doch sind die letzten fünf Jahre seit Erscheinen ihres Debütalbums „Bio-Bananen sind von glücklichen Affen“ nicht spurlos an den Berliner Krawallbürsten vorbeigegangen, wie einige andere Lieder zeigen. In diesen geht es nämlich auch um die Schattenseiten im Leben eines alternden Punkrockers: Ab 30 gewinnt der Bauch schlagartig an Volumen; der Versuch, sich von den lieb gewonnenen Rauschmitteln loszusagen, löst unerwartete Nebenwirkungen aus; und der elende Kater vom Vortag sorgt dafür, dass man am Folgeabend die vielleicht beste Party des Jahrhunderts verpasst. Von derartigen Negativerlebnissen kann bestimmt auch KNOCHENFABRIK- und CHEFDENKER-Ikone Claus Lüer ein Lied singen, der als Gast-Promi in „Panik vor der Umweltzone“ kurzerhand über seine notorischen Ängste vor CO2-Ausstoß referiert. Insofern dürfte „Menstruation in Stereo“ nicht nur für die Bunthaarfraktion, sondern vor allem auch für Soziologen eine spannende Angelegenheit sein.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.