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FORNHORST – Leben ohne Scheiss

Diese Stimme kam mir doch irgendwie bekannt vor… Und tatsächlich: FORNHORST-Frontmann Chappi hat früher bei den Bands EU!-KRAMPF und ASIDE! gesungen, von denen hier noch irgendwo alte Platten im Regal schlummern. Mittlerweile hat es ihn offenbar vom Niederrhein nach Schleswig-Holstein verschlagen, genauer gesagt auf einen alten Bauernhof, der zugleich Namensgeber dieses Bandprojektes ist. Und auch in den Texten spiegelt sich der Umzug in die Provinz stellenweise wi<der, denn der Kontrast zwischen woken, (vermeintlich) privilegierten Großstädter*innen und der teilweise harten Lebensrealität für linksalternative Menschen in ländlichen Regionen findet sich als eines der zentralen Themen in Songs wie „Alles so schön ruhig hier“ oder „Tommi“ wieder. Vom Kern her durchaus berechtigt und generell sind die Texte zum Glück deutlich reflektierter, als es in Chappis eingangs erwähnten früheren Kapellen der Fall war. Auch in anderen Stücken wie das an Wutbürger/Querdenker gerichtete „Vielen Dank für deine Angst“ oder das emanzipatorische „Sei laut und unbequem“ finden sich gleichermaßen humorvolle wie kritisch formulierte Gedankengänge wieder, die weit über die üblichen im Deutschpunk verbreiteten Plattitüden hinaus gehen. Darüber hinaus bietet „Leben ohne Scheiß“ melodischen, kraftvollen Punkrock, der mich in seinen rockigeren Momenten zwar ein wenig an DRITTE WAHL erinnert, aber im Endeffekt viel zu viel Abwechslung bietet, um auf eine Referenzband festgenagelt zu werden. Ein gelungenes Debüt-Album, das sich auch nach mehrmaligem Hören nicht abnutzt.

Meine Bewertung

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.