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FRIEDEMANN – Unterwegs

Ja, ja – ich kann mich noch gut erinnern: Wir schreiben das Jahr 2005 und Friedemann, seines Zeichens Leadsänger einer Rügener Band, wirbelte ordentlich die Szene auf. Metallische Einflüsse ließen und lassen mich schon immer kalt. Doch diese Band war anders, Trashrock und Anti-Pop waren die Begriffe, die für diese Band verwendet wurden. Was geboten wurde, war eine Anti-Haltung gegenüber der Gesellschaft, die in deutscher Sprache und in einer Authentizität runtergerotzt wurde, wie es zu der Zeit nur wenige Bands schafften. Songs wie „Körpereinsatz“ oder „Freaks“ sind einfach nur geil. So war auf Festivals wie das Force Attack (gefühlt) fast jeder mit einem COR-Shirt unterwegs. Selbstverständlich habe ich mir die ersten Solo-Scheiben von Friedemann auch zugelegt, in der Hoffnung, dass diese mich auch so flashen wie es COR gemacht hat, aber irgendwie hatte ich bei den ersten Durchläufen jeweils keinen Zugang zu den Songs, auch die Youtube-Songs fand ich allesamt nicht so spannend, was in der Summe zur Folge hatte, dass diese beiden Studioalben wirklich vernachlässigt wurden.
Jetzt also Friedemann live, in einem kompletten Konzert, in der Jägerklause in Berlin, mit insgesamt 20 Songs. Drei COR-Songs, „Segeln“, „Freiheit“ und „Gott“ lassen mich die Hürde schnell überwinden, mich mit der Scheibe zu beschäftigen. Erwartet keine Party-Scheibe, keine treibenden Pogo-Songs, die COR auszeichnen – legt die Scheibe zu einer eher ruhigeren Stunde ein, lasst die Songs mit den Texten auf euch wirken, Friedemann hat viel zu sagen, vor allem inhaltlich. Ich glaube sogar, dass die Ansagen der Schlüssel zu den Songs sind, den ich bei den beiden Studioalben nicht hatte. Spätestens beim GERHARD GUNDERMANN-Cover „Wo bleiben wir“ zündet das Album mal richtig, einfach genial! Das Album bewegt, regt zum Nachdenken an und stimmt einen aber trotzdem positiv und energisch, sich all den Herausforderungen zu stellen – stark!