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EDWARD PERRAUD – Hors-Temps

 
 
Und noch mal die Elbjazz-Assoziation… Kam mir gerade erst bei MICHEL PORTAL das nette Jazz-Festival an der Elbe in den Sinn, setzt das Label Bleu die Erinnerung mit dem Release von EDWARD PERRAUDs „Hors-Temps“ nahtlos fort. Da Perraud selbst Schlagzeuger ist, greift sein Trio auf die klassische Jazztrio-Besetzung (Schlagzeug, Piano, Kontrabass) zurück. Verglichen mit dem neuesten Release des Bassklarinettisten MICHEL PORTAL geht es bei EDWARD PERRAUD etwas geradliniger zu. Selbst wenn Perraud in seiner Biographie diverse Instrumente erlernte (neben Schlagzeug spielt er auch Gitarre und studierte in Rennes neben Percussions auch Posaune) und in verschiedenen Formationen agierte (neben Freejazz und Folklore agierte er auch in den Genres Pop und Electro), blieb sein Fokus doch dem klassischen Jazz zugewandt. Und diese Spezifizierung hört man „Hors-Temps“ durchaus an. Selbst wenn hier Raum für Improvisationen bleibt, ist die Musik stets nachvollziehbar und hörerfreundlich angelegt. Natürlich wechselt auch hier der Spannungsbogen von kraftvoll-energisch bis zu verträumt und experimentell, doch mitreißende Groove-Passagen oder wahnwitzige Exkurse wie auf MICHEL PORTALs „MP85“ sucht man hier vergebens. Fast bezeichnend, dass am meisten die beiden Stücke in Erinnerung bleiben, in denen ERIK TRUFFAZ als Gastmusiker seine Trompete beisteuert (hier sei vor allem das tolle „Neguentropie“ erwähnt).
Versteht mich nicht falsch – das ist alles gut gemacht und durchaus eingängig, über jede technische Kritik ohnehin erhaben. Aber doch fehlen diesem Album die gewissen Momente, die das Publikum nicht nur zum obligatorischen Szenenapplaus, sondern zu lauten Jubeljauchzern veranlassen. Aber Perraud ist bekanntlich auch noch keine 85 Jahre alt wie sein Labelmate Portal. Insofern darf man seinen Werdegang durchaus wohlwollend weiter beobachten, die Grundsteine dafür sind zweifelsohne gelegt.