Für uns durchschnittliche, Indiepop auf der Couch goutierenden Potatoes kamen die EDITORS 2005 irgendwie klammheimlich von hinten durch die Brust ins Ohr, und ehe man sich dreimal verwundert die Muschel kratzte, hatten sich die Songs ihres Debüts „The black room“ festgebissen. Doch warum? Auf den ersten Blick lieferten die EDITORS nichts ab, was es nicht so schon mal gab. Einen Ian Curtis haben auch andere im Keller, und eingängige Songs schmieden viele Bands. Liegt es vielleicht daran, dass den Herren auch solche Gänsehautgötter wie THE CHAMELEONS nicht fremd sind? Dass sich Sänger Tom Smith nicht auf seiner Ian-Curtis-Stimme ausruht, sondern auch noch dem durchschnittlichsten Songs das gewisse Etwas geben kann? Dass die Band gnadenlos diszipliniert den Songs nur das Allernotwendigste zugesteht? Geschenkt. Ein durchweg überzeugendes Debüt und eine ganze Reihe von tollen Outtakes auf diversen EP schrauben die Erwartungen an das neue Album „An end has a start” in nicht unerhebliche Höhen
Album zwei präsentiert die Band nun mit breiter Brust. Keinen Zweifel, hier sind Egos durch den Erfolg gewachsen. Prompt stellen sie nicht wie erwartet einen ihrer typischen Indiedisco-Rocker an den Beginn des Albums, sondern mit „Smokers outside the hospital doors” eine durch stoische Toms geriebene dichte, hymnische Halbballade, die Erinnerungen an das zweite BLOC PARTY-Album weckt. Am Ende lassen sie sogar einen Chor erschallen und durchstoßen die Wolkendecke. Erst danach folgt mit dem Titeltrack einer dieser typischen EDITORS-Songs, auf die wir, geben wir es doch zu, nur gewartet haben. Und wie auf dem Debüt braucht auch dieser Song keine Eingewöhnungsphase, sondern sitzt gleich im Ohr und in den Beinen fest. Von gleichem Kaliber sind auch „Bones”und „The racing rats”. Etwas weniger Retro-Wave-Rock, dafür einen Hauch von COLDPLAY bietet dann noch „Escape the nest”, das jedoch immer noch zu rumpelig und rauh ist, um das Formatradio zu erobern. Doch damit hat es sich mit dem Rock auf „An end has a start”. Mit „Weight of the world”, „When angers shows”, „Push your head towards the air” und „Spiders” servieren die EDITORS eher schwere Kost. Getragene, hymnische, meist gar pathetische Songs, die zwar immer wieder mit diesen typischen Gitarrenlicks garniert und souverän vorgetragen sind, aber alles andere als Mitreißer sind. Auch die Setlist des Albums mit Pathos-Rock-Pathos im stetigen Wechsel irritiert auf Dauer, und gegen Ende des Albums schwillt die breite Brust der Musiker soweit an, dass ihrem Album kaum noch Luft zum Atmen bleibt und es in einer komplett reduzierten Pianoballade verweht. Bevor jetzt ein falscher Eindruck aufkommt, hier ist ein großes Album voller hochemotionaler Songs entstanden. Entgegen dem Debüt weniger morbide und düster, aber immer noch nicht hell, mehr orchestral als karg. Doch etwas weniger Pathos und mehr von der unbekümmerten Lockerheit des Debüts, hätten ihm noch besser zu Gesicht gestanden. Nichtsdestotrotz wird man auch diesem Album nicht entkommen können. Nur wird man es zu anderen Gelegenheiten hören. Wenn „The black room” also die Wiederauferstehung des Ian Curtis ohne Depressionen mit den CHAMELEONS als Backing Band gewesen ist, dann ist „An end has a start” jetzt die Chris Martinisierung. Aber wer weiß, vielleicht werden uns die EDITORS ja wieder ein paar Tanzbodenfüller auf den kommenden Maxis und EPs servieren.