Es ist schon ein wenig kurios: Als ich DUESENJAEGER das letzte Mal live gesehen habe, fand das Konzert im Störte, einem Veranstaltungsort in den Räumlichkeiten der Hamburger Hafenstraßen-Häuser, statt. Ungefähr anderthalb Jahre später spielte die Band nun im feudalen Ambiente des Osnabrücker Schlossgartens. Doch keine Sorge: Dieser vermeintlich kometenhafte Aufstieg ist keineswegs darin begründet, dass sich DUESENJAEGER einer neuen Zielgruppe angebiedert haben, sondern die Wahl der Location ergab sich lediglich aufgrund der aktuellen Umstände. Das böse C-Wort, ihr wisst schon. Insofern sollte man auch als überzeugter Punkrocker nicht über die besagte Konstellation meckern, sondern vielmehr dankbar dafür sein, dass in Zeiten wie diesen überhaupt Konzerte dieser Art stattfinden.
Für uns persönlich begann der Konzertausflug nach Niedersachsen jedoch zunächst einmal ziemlich nervenaufreibend, denn als wäre die Anreise von Hamburg nach Osnabrück zur Feierabendzeit nicht schon Herausforderung genug, hielt es die Hamburger Polizei auch noch für nötig, den zähen Verkehrsfluss durch eine umfangreiche Drogenkontrolle vollends zum Erliegen zu bringen. So wurde der komplette Verkehr einer dreispurigen Hauptstraße zunächst auf das Gelände einer Autobahnmeisterei umgeleitet, wo dann nach erfolgter Inaugenscheinnahme der Insassen willkürlich Fahrzeug zur weiteren Kontrolle herausgewinkt wurden. Zwar wurde der Verfasser dieser Zeilen von der Exekutive lässig durchgewinkt und durfte die Reise ungehindert fortsetzen, im Endeffekt hatte die ganze Aktion inklusive des damit einhergehenden Rückstaus jedoch zur Folge, dass das ursprünglich eingeplante Zeitpolster komplett dahinschmolz und sich die gesamte Anreisezeit auf beinahe vier Stunden verlängerte. Glücklicherweise hatte sich zumindest der unfallbedingte Stau auf der A1 in der Zwischenzeit aufgelöst, der uns ansonsten wohl zumindest um den Genuss der Vorband gebracht hätte. So jedoch trafen wir ein wenig gehetzt, aber glücklich zu einem der ersten Songs von COLD im Schlossgarten ein. Die Band aus Osnabrück war mir bis dahin überhaupt kein Begriff, aber sie gefiel mir auf Anhieb ziemlich gut. Schöner, melancholischer Post-Punk mit leichter New-Wave-Note, der mich nicht zuletzt aufgrund des melodischen weiblichen Gesangs an eine etwas poppigere Variante von NO MORE ART erinnerte. Erfreulicherweise ließ zum Ende des Auftritts hin auch der bis dato anhaltende Regen immer weiter nach, so dass einem erfolgreichen DUESENJAEGER-Gig nichts mehr im Wege stand. Bei (für ein Open-Air-Konzert in der Innenstadt) überraschend lauten und druckvollem Sound hauten die Düsis mit „Nerdist Breakdown“, „Honkarmee“, „Plastikwelt“, „Per Anhalter“, „Persil & ich“ oder „Schimmern“ Hits am Fließband raus und sorgten dafür, dass es die ca. 250 anwesenden Zuschauer nicht mehr auf ihren Sitzen hielt. Sänger Tobi hielt sich zwar in Sachen Ansagen insgesamt ein wenig zurück, ging jedoch erfreulicherweise zwischen zwei Liedern auf die Kampagne „Leave No One Behind“ ein und wies auf eine entsprechende Spendensammlung am Merch-Stand hin. Insofern war es ein rundum gelungener Abend, der die erwähnten Umstände bei der Anreise definitiv wert war.