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DR. DOG – Fate

Der Vorgänger “We all belong” ist vor noch gar nicht so langer Zeit erst durch meinen Player gerauscht, da schieben DR. DOG, diese vier eigensinnigen Sturköpfe aus Philadelphia, schon den Nachfolger „Fate“ hinterher. Zugegeben, damals war ich einer der wenigen Kritiker in der Republik, der nicht begeistert reagierte. „Fate“ hingegen zeigt die Band gereifter, fokussierter. Noch immer dominiert der eigenartige Lo-Fi-Sound, noch immer winken die Sechziger, vor allem die BEATLES mit den Zaunpfählen. Aber auch R&B jener Zeit lugt hinterm Bretterzaun hervor. Gleich zu Beginn gibt es eine dieser vermeintlich verschollenen BEATLES-Nummern. Im Gegensatz zum Vorgänger verheddern sich DR. DOG jedoch nicht in überladenen Arrangements, sondern bauen auf solidem Groovefundament. Und schon tun die jubilierenden Chöre und das hüpfende Piano gar nicht mehr so weh. Gar toll gerät der Schluss mit seinem gesampelten Klarinetten- und Flötenloop. Überhaupt Samples. Immer wieder tauchen Geräusche wie vorbeiratternde Züge auf. Nicht zufällig, denn Züge und ihre Symbole für Aufbruch und Unrast bilden den thematischen Schwerpunkt von „Fate“. „Hang on“, fast ein kleiner Südstaaten-Rocksong, überrascht mit Slidegitarre und schrägem Solo, und im Gesang vermag man Ikonen wie RAY CHARLES zu erkennen. Natürlich hüpft auch hier wieder übermütig das Piano durchs Arrangement, begleitet von kleinen Orgeltupfern, bis ein ratternder Zug den Song mitnimmt. „The old days“, aufgebaut auf einem Pianoloop, klingt zuerst fast wie ein Traditional, bis es ungestüm angaloppiert. Diese starke Rhythmus-Bezogenheit tut den Songs sehr gut und gibt ihnen jene Stringenz, die man beim Vorgänger oft vermissen konnte. Selbst solche Schieber wie „Army of ancients“ sind, bei aller Verschrobenheit, die diese Band wohl nie ablegen wird, diszipliniert durcharrangiert. Auch Songs mit angezogenem Tempo wie „The rabbit, the bat and the reinder“ findet man auf „Fate“, und es stört diesmal gar nicht, wenn man ein wenig an SUPERTRAMP erinnert wird. Einer der Höhepunkte des Albums ist das schleppende und düstere, bluesige „The ark“ mit seinem Kirmespiano, der spröden Distortion-Gitarre, den undefinierbaren Geräuschen und seinem versöhnlichen Refrain. Nicht immer gelingt es der Band, den schmalen Grat zwischen Verschrobenheit, Ironie, Augenzwinkern und beliebigem Schmonz im Auge zu behalten. Songs wie die balladesken „From“ und „100 years“ dringen dann doch eine Spur zu weit in kontaminiertes Gelände vor. Auch „Uncovering the old“ und die eher gewöhnliche Bluesadaption „ The beach“, muss man eher zu den schwächeren Songs des Albums zählen. Erst im Finale „My friend“ finden sie fast zu den kraftvollen Strukturen der ersten Albumhälfte zurück. So fällt als Fazit auf, dass DR. DOG stark anfangen und dann im Laufe des Albums nachlassen. Wäre dem nicht so, müsste man „Fate“ durchaus zu den besten Popalben des Jahres zählen.