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DOMINIK JANSSEN – Alles im Glas

 
Ich sitze gerade im Taxi, als die ersten Regentropfen auf das Dach schlagen. Glück gehabt. Dicke, schwere Tropfen, sie werden mich (fast) die ganze Fahrt über begleiten. Meine Stirn lehne ich an die kühle Fensterscheibe und murmele zum Fahrer „Du kennst die Stelle, du kennst den Weg“ (DECORDER). Er, alter Hase, hat erkannt, dass ich meine Ruhe haben möchte und dreht das Radio auf: TALK TALK „Living in Another World“. Während Ampellichter und nasse Fassaden glitzern, streifen mich in kurzen Abständen die Scheinwerfer des Gegenverkehrs. Eine Hupe, eine Sirene, eine sirrende Gitarre weit entfernt. Das hier könnte auch ein THE NOTWIST-Soundtrack sein. Rudolfplatz, Friesenring. Durch Ehrenfeld in Richtung Nippes. Noch einmal höre ich: „Alles, alles, was uns bewegt ist nicht greifbar“. In mir brodelt es. Was würde NIELS FREVERT dazu sagen? Denke ich wieder zu kompliziert? „Der letzte Freiraum verkriecht sich im Sand, du gräbst und du schaufelst dich um den Verstand“. Das hat er geahnt, auch ganz ohne Pandemie. Eigentlich will er Folkiges mit Freunden, sagt er, ist aber ganz auf sich allein gestellt. Ich fühle mich gut mitgenommen, in die Musik gekuschelt, auf dem Rücksitz, im Taxi. Wenn der Fahrer heute Umwege fährt und eine Ehren(feld)runde dreht, werde ich auf keinen Fall widersprechen. Klare Empfehlung.

„Alles im Glas“ von Dominik Janssen (ex-DECORDER, Köln), erschienen bei Songpark-Nord.

Aufgenommen von Dominik Janssen, Produziert von Dominik Janssen und Henning Neuser.
Gemastered von Kai Blankenberg (Skyline Tonfabrik).
 
 

Jo Rößmann

Weiß nichts, kann aber alles erklären.