Ich gestehe, dass ich DIE SCHWARZEN SCHAFE erst ziemlich spät zu schätzen gelernt habe. Ich kannte die bereits 1985 in Düsseldorf gegründete Band lange Zeit nur von irgendwelchen Sampler-Beiträgen, und diese haben mich nie so recht aus den Socken gehauen. Mein Interesse an der Band wurde erst Jahre später geweckt, als ihr Album „Auf der Suche nach dem Licht“ als Hintergrundbeschallung in einem Hamburger Punkplattenladen lief. Was hatte sich diese Band weiterentwickelt! DIE SCHWARZEN SCHAFE spielten plötzlich richtig mitreißenden Punkrock, der einerseits verdammt kraftvoll und rotzig klingt, auf der anderen Seite aber nur so vor eingängigen Melodien sprudelt und nicht zuletzt aufgrund seiner immer wieder durchschimmernden melancholischen Grundstimmung gewisse Ähnlichkeiten zu RASTA KNAST (deren Frontmann Martin K. das hier vorliegende Album übrigens in seinem Studio produziert hat) aufweist.
Auf „Hier kommen die Jahre“ knüpfen DIE SCHWARZEN SCHAFE nun nahtlos an ihrem besagten letzten Album an. Dass 25 Jahre Punk nicht ganz spurlos an einem vorbeiziehen, wird nicht nur in dem Titelstück deutlich, sondern die Reflexion über den eigenen Lifestyle und die Punkszene allgemein zieht sich wie ein roter Faden durch die Texte von Sänger Armin. Der Tod von langjährigen Weggefährten wird ebenso thematisiert, wie das eigene Älterwerden und damit einhergehende Veränderungen seiner Umwelt. Und auch alten Erinnerungen wird immer wieder Platz eingeräumt. Dennoch wirkt „Hier kommen die Jahre“ zu keiner Zeit resignierend oder wehmütig. Vielmehr schwingt in Zeilen wie „Wir haben noch lange nicht genug, auch wenn es immer schwerer wird“ eine Art Aufbruchstimmung mit, sowie die Gewissheit, dass man sich trotz allem für den richtigen Weg entschieden hat und gewillt ist, diesen konsequent weiter zu beschreiten. Nach Möglichkeit noch weitere 25 Jahre lang.