Schon das kleine Kaffeedeckchen auf der CD weckt mal wieder die Neugier auf das neue Werk von DER REST, düster betitelt mit „Willkommen im Café Elend“. Was schon mit dem ersten Song auffällt: dieses Album ist ausgefeilt, mit Liebe zum Detail und dem Gespür für den richtigen Sound ausgestattet. Phil Taraz und Laurent Vianes haben da in der Produktion niemanden in ihre Arbeit hineinpfuschen lassen, und das zeigt sich als der richtige Weg. Lyrisch wie gewohnt auf hohem Niveau (und glücklicherweise ist das Booklet mit den Texten versehen) und stets metaphorisch, legen sich die deutschsprachigen Texte von DER REST wie eine kühle Brise um die ohnehin schon tosenden Klänge, die sich im von Mittelalter, Goth, Punk, Alternative und Industrial bewohnten Haus ihr eigenes Zimmer gemietet haben. Auch auf dem zweiten Tonträger der Band entreißt sich zeitweise der Gesang der Gesamtstruktur, um sich noch konkreter zu machen, ohne Rücksicht auf Schemata und Regeln.
Allerdings zeigen DER REST auf ihrem zweiten Album auch, dass sie in der Lage sind, durchaus mal poppig zu klingen, wie sie mit „Besser als geplant“ unter Beweis stellen. Man merkt „Willkommen im Café Elend“ deutlich an, dass die Musiker sich blind verstehen, ein Rad ins andere greift und auch die Gäste nahtlos eingebunden werden können. Eine Schublade für diese Musik zu finden, fällt weiterhin schwer, dafür ist DER REST zu vielschichtig und ungreifbar. Meint man, gerade die Nische Goth gefunden zu haben, schlägt einen der Jazz k.o., glaubt man dann im Alternative Rock fündig geworden zu sein, lacht uns der Neo-Folk dreckig ins Gesicht. Auch das zeichnet die Kunst dieser Musik aus, dass es nie nur Schwarz oder Weiß, sondern durchaus auch die vielen Farben dazwischen gibt, die es wert sind, in der Musik eine Widerspiegelung zu erhalten.
Und eines ist sicher: des Abends geht es noch auf den berühmten Absacker ins Café Elend, um dort mit den eigenen Gedanken allein zu sein. Mit DER REST im Hintergrund sowie dem Gefühl im Rücken, dass doch alles irgendwie gut ausgehen wird.
„Und wir bestellen ein Bier im Café Elend.“