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DEAR DIARY – Tourtagebuch 2002

DEAR DIARY aus Giessen und MEN AT ARMS aus Hanau waren im Februar/März 2002 zusammen auf einer kleinen Europa Tour. Seit Oktober 2001 liefen die Vorbereitungen. Es wurden viele E-Mails geschrieben, CDs verschickt und Konzerte organisiert. Eine Woche vor Tourbeginn brach sich Martin, unser Gitarrist seinen linken Ringfinger was das Gitarrespielen nicht gerade erleichterte. Doch mit einer schmalen Schiene konnte er noch mit drei Fingern spielen. Was uns sonst noch passierte können Sie jetzt hier lesen…

20.02.02 KARLSRUHE Heute ging es los. Wir beluden unseren gemieteten Ford Transit mit unseren Instrumenten, Schlafsäcken und ein paar Klamotten und fuhren los Richtung Süden. Außer den vier Mitgliedern der Band ( Martin, Kai, Matthias und Dennis) fuhr noch unser Webdesigner Andreas mit, um das ganze auf Fotos festzuhalten. Man traf sich in Karlsruhe mit MEN AT ARMS die zu fünft unterwegs waren vor dem Club mit dem Namen Katakombe. Der Name war Programm und man fand sich in einer Art Keller wieder. Außer uns spielten noch zwei andere Bands, die anfingen. Die Besucheranzahl hielt sich in Grenzen, was nicht schlimm gewesen wäre wenn nicht diese drei nervigen Gestalten da waren die nicht nur das Publikum sondern auch die Bands belästigten. Ein Türsteher trug einen auf den Schultern ins Freie und die anderen verschwanden dann auch. Die Auftritte von uns waren müde und man merkte uns an dass wir eine lange Autofahrt hinter uns hatten. Die Schlafunterkunft war die Wohnung des Veranstalters Benjamin von Guideline Records. Der hatte eine riesige WG in der alle zehn Leute bequem Platz fanden. Außerdem gab es viel Essen und zu trinken. Am nächsten Morgen den Strafzettel von der Windschutzscheibe genommen und nach Freiburg gefahren.

21.02.02 FREIBURG Das ursprünglich für diesen Tag geplante Konzert viel kurzfristig aus also mussten wir uns um eine Übernachtungsmöglichkeit kümmern. Wir schliefen bei Jonas, einem Bekannten unseres Gitarristen, MEN ATARMS schliefen in Konstanz. Lange aufgeblieben, von Freiburg nicht viel gesehen, Pizza gebacken und am nächsten Tag weiter nach Italien.

22.02.02 VIGEVANO Ziemliche lange Autofahrt und unser Transit lief nicht schneller als 110km/h. Selbst das konnte man auch nur schätzen da der Tacho mit Kilometerzähler kaputt war. Durch die Schweiz getuckert, in Italien angekommen und dann angefangen zu suchen. Die Wegbeschreibung die wir hatten war absoluter Schrott und die Beschilderung in Italien auch und nachdem wir viermal anhielten, um nach dem Weg zu fragen und viel Geduld mit der Art der Fahrweise in Italien, fanden wir endlich den Club. MEN AT ARMS kamen auch bald. Außer uns spielten noch zwei andere Bands aus Italien und Österreich. Ein ziemlich kleiner Club der sehr außerhalb lag. Werbung wurde anscheinend auch nicht großartig gemacht und so war die Besucherzahl wieder eher gering. Wir entluden unsere Busse und bauten auf. Wir bekamen leckeres Essen, das in der Küche im hinteren Teil zubereitet wurde. Es stellte sich heraus dass eine junge Frau dort wohnte. Schwer vorstellbar, da es echt ziemlich dreckig war. Es gab eine Toilette für alle Besucher, Mitarbeiter, Bands…. Also eine Toilette heißt auch wirklich nur eine Kloschüssel ohne Brille.

Wir spielten als letztes und die zwanzig Besoffenen die noch da waren fanden uns ganz gut, glaube ich. Die eigentlich ausgemachte Festgage von 250 Euro für beide Bands, war plötzlich doch für die anderen zwei Bands eingeplant und wir bekamen 0 Euro. Da war gar nichts zu machen und der Booker war auch plötzlich weg. Als ich nach dem Konzert den Veranstalter nach den Schlafplätzen frage, bekomme ich die Antwort “ You sleepin in da squad“ was soviel bedeutete dass wir im Club schlafen mussten und ich lag eine Stunde später wirklich auf der Bühne auf der wir vorher gespielt haben. Es war sehr sehr kalt, in der Luft hing der kalte Zigarettenrauch und ab und zu flitzte einer der drei Hunde von der jungen Frau an einem vorbei. Am nächsten Tag hielten wir uns noch ein bisschen dort auf, unterhielten uns mit ihr und saßen in der Sonne, die da schon sehr warm war.

23.02.02 ARESE Arese liegt nicht weit von dem nächsten Auftrittsort entfernt und so hatten wir noch die Zeit ein Schwimmbad aufzusuchen. Man bezahlte die 5 Euro pro Person und freut sich über eine Dusche. War schon ein komisches Bild: Zehn –mit unter arg tätowierte- junge Kerle die unter der Badekappen Pflicht litten und die unerträglichsten Farben auf den Köpfen hatten und sich gegenseitig ins Wasser schmeißen. Die Bademeisterin ermahnte uns mehr als einmal. Aber wir verstanden kein Italienisch…

Der Auftritt am Abend schien besser geplant zu sein. Eine Art Festival mit mehreren Bands aus Italien, Kanada und eben Deutschland. Es war recht viel los und nachdem wir unseren Kram aufgebaut hatten bekamen wieder sehr gutes und viel Essen von einem dicken Koch der immer nur grinste und ich denke, es hing auf jeden Fall damit zusammen dass er sich eine Tüte nach der anderen reinzischte und einem immer und immer wieder den Teller vollhaute. Irgendwann bemerkten wir dass wir unser gesamtes Merchandising (T-Shirts, Buttons, CDs…) in Vigevano vergessen hatten. Also zwei Italiener geschnappt, die uns schnell dort hin lotsten und das Zeug geholt. Als wir wieder ankamen, fingen gerade MEN AT ARMS an die mal wieder ziemlich rockten. Danach waren wir auch schon dran und auch wieder die letzten aber die Leute hatten wohl schon von uns gehört und waren sehr begeistert, konnten mitunter die Texte mitsingen und es war ein verdammt gutes Konzert das sehr viel Spaß machte.

Diesmal bekamen wir auch das versprochene Geld und verkauften ein paar T-Shirts und hatten somit wenigstens den Sprit wieder drin….Als ich mich gegen halb zwei wieder nach den Schlafplätzen erkundigte bekam ich wieder die selbe Antwort wie oben. Nur sollte es ein anderer Club sein, im Zentrum von Mailand. Ein Betrunkener kam auf mich zu und stellte sich als unser Vorausfahrer vor. Er legte noch eine Flasche Schnaps auf seinen Beifahrersitz und schon folgten wir dem Auto in Schlangenlinien durch die Nacht zu einer Art stillgelegten Fabrikgelände in dem Konzerte statt finden. Kahle, vollgesprühte Mauern, kein Mensch da, viele leere Räume gefüllt mit Schrott und Möbeln… Ein Raum war ausgelegt mit Matratzen und war unsere Schlafstätte. In dem Raum davor gab es ca. 15 Waschbecken und Duschen und Toiletten. Leider kein Wasser. Und kein Strom. Kerzenlicht. Ein Stockwerk tiefer ein Waschbecken aus dem ein paar Tropfen kommen und an dem man sich die Zähne putzen kann. „Tomorrow at twelve o’ clock I come and bring you food“ waren die letzten Worte von unserem Betrunkenen Freund bevor er sich davon machte. Ich muss nicht erwähnen dass er am nächsten Tag nicht auftauchte… Die Nacht war kalt aber wir hatten trotzdem viel Spaß und blieben lange auf.

24.02.02 CASTELFRANKO Nachdem wir bis ca. halb zwei auf den Typen gewartet hatten, fuhren wir in Richtung Castel Franko. Zwischendurch noch was zu Essen besorgt und dann gesucht. Am frühen Abend kamen wir endlich an, alle Autofahrer in Italien verfluchend!!! Wir gingen rein und erklärten dass wir wegen dem Konzert heute Abend kommen. Nein, man weist uns ab und meint heute fände kein Konzert statt. Nachdem wir ihm das Plakat unter die Nase gehalten haben das draußen hing, meint er dass es erst um halb zehn anfängt. Als wir ihm erklärt haben dass wir die Bands sind ,die spielen wurde er doch ein wenig verunsichert und schickte uns weiter und so weiter. Irgendwie war niemand verantwortlich. Man schloss uns den Konzertraum auf, der ein größerer Partykeller war und „es komme gleich jemand der sich um Euch kümmert…“ Wir bauten alles auf, machten Soundcheck und bekamen wieder ausgezeichnetes Essen. Irgendwie wurde wieder keine Werbung gemacht aber es kamen doch noch zwanzig zahlende Gäste. Das Gebäude in dem wir spielten ist ein Kulturzentrum, in dem Konzerte statt finden, mehrere Rechner mit Internetzugang und einer Kneipe. Alles auf drei Stockwerke verteilt. Die Leute die dort wohnen sind sehr nett und wir hatten endlich mal angenehme Schlafplätze und Duschen( wenn auch nur kaltes Wasser). Das Konzert war nicht so der Hammer aber wir waren so müde und freuten uns echt auf die Matratzen in dem geheizten Schlafsaal. Da wir für den nächsten Tag kein Konzert und auch keine Schlafmöglichkeit hatten, fragten wir ob wir noch eine Nacht bleiben dürfen was kein Problem war und so schauten wir uns am nächsten Tag ein wenig die Stadt an, unterhielten uns mit den Leuten in dem Zentrum oder schliefen. Wie gesagt sehr nette Menschen die uns dreimal bekochten und uns kostenlos die Internetzugänge zur Verfügung stellten.

26.02.02 WIEN Nach einer sechstündigen Autofahrt kamen wir in Wien an um zu erfahren dass wir in dem vorhergesehen Club nicht spielen können da schon vier Bands spielen. Ziemlich scheiße, da wir auch wieder mal keine Übernachtungsmöglichkeit hatten. Wir hingen ein bisschen in dem Club rum, trafen die Kanadische Band aus Arese wieder und es ergab sich folgender Zufall: die Kanadier die nur mit dem Zug unterwegs waren, wurden am selben Tag von einem Mann am Bahnhof angesprochen ob sie wohl eine Übernachtungsmöglichkeiten bräuchten. Er gab ihnen seine Karte, die sie an uns weitergaben. Wir riefen sofort bei diesem Franz Schubert an und lernten einen sehr gestressten und geschwätzigen älteren Herren kennen. Er hatte ein paar Hotelzimmer zu vermieten und „dasejajungeleutundmusikerundichspieljaselbsttrommeldakönnenwirmaleinausnahme – also 15Euro…“ Wir bekamen wirklich Luxuriöse Hotelzimmer die normalerweise 100 Euro pro Person und Nacht kosten für 15 Euro. Das ganze lag in einer noblen Innenstadtgegend und selbst im McDonalds wurde man von oben bis unten gemustert. Wir feierten teilweise bis fünf Uhr früh. Der Lärm spielte auch keine Rolle da wir zu dem Zeitpunkt die einzigen Gäste waren. Duschten mehrmals und schauten Fernsehen. Am nächsten Tag sahen wir uns die Innenstadt an bevor es nach Prag gehen sollte.

27.02.02 PRAG (geplant) Wir fuhren los in Richtung Tschechische Republik. Kurz vor der Grenze rufen uns MEN AT ARMS an dass sie nicht über die Grenze gekommen sind. Der Sänger Can ist Türke und besitzt kein Visum um einzureisen. Sie warteten zwischen der Österreichischen und Tsch. Grenze. Auch wir wurden wieder abgewiesen weil unser Bassist Kai seit einem halben Jahr mit einem abgelaufenen Perso durch die Gegend läuft was dem Tschechischen Grenzbeamten sofort aufgefallen ist und lässt uns eiskalt abblitzen. Wir berieten mit MEN AT ARMS was wir machen. Eine halbe Stunde weiter war noch ein Grenzübergang und wir versuchten es noch mal. Wieder erfolglos. Leider merkten die Beamten dass wir es schon zum zweiten Mal versuchten und diese wurden böse. „Nun sie haben große Probleme!! Ich holen Chef“ Der Chef kam. Mit Trainingshosen, Unterhemd und Schlappen bekleidet aus seinem Büro. „Sie große Probleme!! Entweder ein Jahr Einreiseverbot in Tschechische Republik oder….wie viel Geld haben Sie dabei?“ „30 Euro. Höchstens 40“ war unsere Antwort. „o.k., 40 Euro und wir vergessen die Sache!“ Wir schmierten die Beamten mit 40 Euro und durften immer noch nicht einreisen aber waren dafür einem Einreiseverbot entkommen. Es war mittlerweile halb elf, wir riefen den Booker in Prag an und erklärten dass wir nicht mehr kommen konnten und uns am nächsten Tag melden. Wir überlegten was wir nun tun sollten, fuhren zurück nach Wien. Wir übernachteten bei einer Bekannten die in Wien studiert und in einer siebener WG lebt. Teilweise bis sechs aufgeblieben, die Mitbewohnerinnen genervt.

28.02.02 TEPLICE Am nächsten Morgen fuhr Kai gleich zur Deutschen Botschaft um sich einen Übergangsreisepass zu besorgen. Can von MEN AT ARMS versuchte alles beim Konsulat in Wien aber bekam sein Visum nicht mehr an dem Tag. Das Konzert sollte aber heute statt finden. Kai bekam seinen Reisepass. Unser Drummer bekam beim Rausspringen aus dem Bus eine schmerzhafte Verletzung am Knöchel die sich später als eine Bänderdehnung rausstellte und ihm das Schlagzeug spielen bzw. das Bassdrum treten zu einer schmerzhaften Sache werden lies. Wir kauften in einem Supermarkt tiefgekühlte Pommes um den Knöchel wenigstens ein wenig zu kühlen.

MEN AT ARMS entschieden sich die Show ohne Sänger zu spielen. Da wir am nächsten Tag in Dresden spielen sollten, fuhren MEN AT ARMS nach Regensburg zu einem Freund, setzten dort Can ab, fuhren dann zurück nach Teplice wo wir schon warteten. Can fuhr am nächsten Tag mit dem Zug nach Dresden und traf sich dort mit uns. Wir spielten die Show in einer runtergekommenen Bude, randvoll mit Oi Skins und anderen betrunkenen Leuten. Teplice ist ein kleiner Ort in dem die Arbeitslosigkeit sehr hoch ist und die Leute dementsprechend frustriert. Allen Bedenken zum Trotz kamen wir gut an und die Leute fingen nach dem dritten Song an zu tanzen. Unser Drummer spielte spitze trotz Schmerzen. Wir schliefen bei einem jungen Mann( Michael) in einer sehr kleinen Wohnung. Überwiegend auf dem Fußboden aber das war kein Problem weil wir alle sehr müde und geschafft waren. Michael arbeitete in einer Kläranlage und war wirklich sehr nett!! Blieben lange auf, redeten, filmten…

01.03.02 DRESDEN Am nächsten Morgen einen Tee geschlürft, geduscht und früh nach Dresden. Die Sonne schien und wir hatten noch drei Stunden Zeit also gingen wir in die Innenstadt, setzten uns in die Sonne und schleckten Eis. Das Konzert wurde von einem Freund ( Cornelius) von uns veranstaltet und wir freuten uns ihn wiederzusehen. Der Konzertraum war ein gemütlicher Club in den vielleicht zweihundert Leute reinpassen. Wir trugen unseren Kram rein, bauten auf und unterhielten und mit den Leuten aus dem Club, bekamen leckeres Essen. Wir spielten eine schöne Show und machten uns bald auf dem Weg zu Cornis Haus in dem wir übernachten sollten. Die Stimmung war gut und die Bands bewarfen an jeder roten Ampel ihre Busse gegenseitig mit leeren Dosen ,alten Orangen, Plastikflaschen etc… Der Drummer von MEN AT ARMS meinte es zu gut und warf uns eine halb gefüllte Plastikflasche gegen die Heckscheibe die uns im Bus dadurch um die Ohren flog. Die Splitter flogen bis vorne an die Windschutzscheibe. Dreck. Steht man nachts um halb zwei mit eingeschlagener Heckscheibe in Dresden und hat noch zwei Tage Tour vor sich…. Wir erst mal das ganze Equipment ausgeräumt und in die Wohnung von Corni getragen, Autobatterie abgeklemmt und das Loch abgeklebt. Cornis Wohnung war sehr groß. Ein Teil von uns schlief auf dem Dachboden der schön ausgearbeitet war. Alles mit Teppichen ausgelegt, bequeme Matratzen. Wir blieben alle noch lange auf, erzählten Corni von der Tour und hatten viel Spaß. In der Nacht machten sich dann die ersten mentalen Erschöpfungszustände bemerkbar und es gab zwei kleine Zwischenfälle die uns zeigten dass sich unser Wortschatz und teilweise unser Verhalten schon lange nicht mehr oberhalb der Gürtellinie befand…..

02.03.02 DESSAU Am nächsten Morgen machten wir uns gleich auf die Suche nach einem Autohaus das uns die Heckscheibe reparieren konnte. Wir fanden schnell eins und in einer halben Stunde war die neue Scheibe eingesetzt. In der halben Stunde warteten wir im Autohaus, tranken Kaffe und Cola. Corni ging aufs Klo. Nach ca. zehn Minuten rief er mich auf dem Handy an und bat mich, ihm zu helfen aus dem Klo zu kommen. Die Tür klemmte. Nach langem Hin- und Her musste die Tür aufgebrochen werden. Der Kfz Mechaniker murmelte zwar noch was von “ mit auf die Rechnung setzen “ aber wir bezahlten lediglich die hundert Euro für die Scheibe.

Wir verabschiedeten uns von Corni und seiner Frau und machten uns auf den Weg nach Dessau. In Dessau spielten wir in einem riesigen besetzten Haus. Wir bauten unseren Kram auf und die Bewohner zeigten uns ein Zimmer in dem wir uns aufhalten konnten und später auch schliefen. Die Leute da waren sehr nett und wir unterhielten uns länger mit ihnen. Dessau leidet unter einem großen Neonazi Problem und das Haus war der einzige linke Anlaufpunkt in der Stadt. Am Mittag zogen ca. vierzig Punks los, um am Bahnhof ein paar Skinheads aufzumischen. Auf meine Frage ob die Skins denn auch dieses Haus aufsuchen würden, wurden wir beruhigt mit den Worten “ Nee, die kommen nur nach Fußballspielen“ Es gab wieder mal leckeres Essen und bald trafen die ersten Punks mit Prellungen im Gesicht und schlechten Nachrichten im Gepäck wieder auf. Ca. 20-30 Hooligans wären auf dem Weg um das Haus „platt zu machen“. Es hatte am Abend ein Fußballspiel in Halle stattgefunden. Bald wurde in unserem Zimmer ein kleines Zwischenlager aus Farbbomben und Steinen für Schleudern errichtet. Stimmung war nicht die beste. Die Türen wurden von Innen mit Brettern verbarrikadiert. Wir spielten die Show, die ein Hammer war. Es war die letzte gemeinsame Show zusammen mit MEN AT ARMS. Wir feierten ausgiebig und MEN AT ARMS mussten drei Zugaben spielen bei denen am Ende die Hälfte von DEAR DIARY noch die Bühne stürmte und mitmischte. Wir bauten ab und verabschiedeten uns von unseren Freunden von MEN AT ARMS. Sie wünschten uns noch eine angenehme Nacht die auch zum Glück noch friedlich – wenn auch laut – verlief.

03.03.02 OBERHAUSEN Wir bekamen ein großes Frühstück und noch einen halben Kasten Bier von den Leuten aus dem Juz , verabschiedeten uns von unserem Fotograf und Freund Andi „Nutella“ Zecher, den wir am Hauptbahnhof absetzten von wo er nach Potsdam nach Hause fuhr. Dann machten wir uns auf den Weg vom tiefsten Osten in den tiefsten Westen. Nach 5 einhalb Stunden kamen wir in Oberhausen an. Wir waren müde und man merkte langsam auch die körperliche Anstrengungen der Tour. Wir wollten eigentlich nur noch schnell das Konzert spielen und dann nach Hause in unsere Betten fahren. Wir erfuhren dass außer uns noch fünf andere Bands spielen und – wie sollte es anders sein – wir als letzte spielen. Wir versuchten mit den anderen Bands zu verhandeln, zu tauschen dass wir früher spielen könnten aber die meisten schalten auf Stur und wir waren gezwungen als letzte zu spielen. Beim Ausladen merkten wir dass unser Bus Kühlerwasser verliert. Ich rief den ADAC an. Wartezeit ca. eine Stunde. Nach einer Stunde ruft mich ein Fahrer vom ADAC auf dem Handy an um den genauen Standort zu erfahren. Plötzlich ist die Verbindung weg. Ich rief wieder beim ADAC an und erklärte die Lage. „Ja, der war vor vier Minuten da, fährt jetzt aber zu einer anderen Panne und muss danach seine Pause einhalten. Also müssten Sie noch ca. zwei Stunden warten..“ Ich erklärte ihr dass wir die nächste Tankstelle aufsuchen und legte auf. Wir bekommen leckeres veganes Essen, ein riesiges Buffet im Backstageraum, treffen unsere Freunde von MUSIC IS MY GIRLFRIEND und HEARTBREAK MOTEL aus Voerde. Als wir dann endlich als letzte Band die Bühne betraten, sind nur noch die Hälfte der Leute da. Ich kann es irgendwie verstehen, wenn ich fünf Bands gesehen habe, am nächsten Tag wieder raus muss, würde ich auch heimgehen weil man einfach keinen Nerv mehr hat. Ich nehme es niemandem für übel.

Wir fingen an zu spielen und nach dem dritten Song gab das Topteil unseres Gitarristen den Geist auf. Er hat es vor der Tour noch für 300 Euro reparieren lassen und war während des restlichen Gigs dementsprechend gelaunt. Nach dem fünften Song war der clean Kanal meines Topteiles kaputt und ich konnte den Rest nur noch verzerrt spielen. Bei den letzten zwei Liedern machte meine Stimme langsam den Abgang und ich bekam nur noch schwer den richtigen Ton raus. Das Konzert war fertig und da es eine Benefizveranstaltung war bekommt keine Band eine Gage. Die Veranstalter haben von unserem “ Glück“ auf der Tour gehört und gaben und trotzdem noch 50 Euro, was wir dankend annehmen da finanziell nicht viel bei der Tour rumgekommen war und wir die zweite Rate für den Bus noch bezahlen mussten( 250 Euro). Außerdem machten sie uns noch einen Karton voll mit Essen und Getränken für die 350km Heimfahrt die noch vor uns lagen. Wir verabschiedeten uns von allen und fuhren Richtung Heimat. Um fünf Uhr morgens waren wir zuhause in Giessen. Auch wenn wir nicht immer viel Glück hatten, waren es doch mit die besten zwei Wochen in der Bandgeschichte und wir hatten verdammt viel Spaß. Ein Dankeschön geht raus an alle die uns geholfen haben, uns gefüttert haben, bei sich haben schlafen lassen und zu den Konzerten gekommen sind. Die größten und die saftigsten Grüße und Küsse gehen an unsere Freunde MEN AT ARMS die sich viel Dreck anhören mussten und trotzdem gelacht haben!!!

(Dennis / Dear Diary – http://www.deardiary.de)