Handelt es sich bei DAKOTON etwa um eine neue GZSZ-Super-Boygroup? Zumindest das Foto auf dem Cover erweckt ein wenig diesen Eindruck, und auch der Hinweis im Infoschreiben, dass sich die vier Bandmitglieder im Pop-Kurs an der Hamburger Musikhochschule kennengelernt haben, verursacht bei mir ein eher mulmiges Gefühl in der Magengegend. Doch „Kein Platz für Kompromisse“ klingt deutlich besser als zunächst befürchtet: Würden DAKOTON nicht auf Deutsch, sondern Englisch singen, könnte man sie wohl auch auf dem Soundtrack zu einem x-beliebigen US-Highschool-Blockbuster verstecken, denn sie machen typischen Pop-Punk/College-Rock, der zwar ziemlich glattgebügelt klingt, aber spielerisch einwandfrei dargeboten wird. Gelegentlich geben sie sogar richtig Gas, wie etwa in dem Titeltrack oder dem Song „Im Rennen“, wenngleich die obligatorische Ballade („Platz zum Schreien“) leider auch nicht fehlt. Textlich dreht sich alles um persönliche Themen, wobei Songschreiber Benno Oppermann zumeist recht wortgewandt agiert und an manchen Stellen fast schon an eine Light-Version von MUFF POTTER-Lyriker Nagel erinnert („Ich brauch nen Friedhof mit mehr Platz, denn ich begrabe meinen Wortschatz“). Und selbst wenn es um das Thema Liebe geht, wird es zum Glück nie wirklich kitschig. Soweit machen DAKOTON ihre Sache also objektiv betrachtet ziemlich anständig. Was mich jedoch stört, ist der Umstand, dass das Gesamtergebnis auf dieser CD etwas zu perfekt klingt. „Kein Platz für Kompromisse“ erscheint zu massenorientiert und durchkalkuliert, als dass man der Band abnimmt, mit vollem Herzblut bei der Sache zu sein. Im Radioprogramm zwischen REVOLVERHELD und GOOD CHARLOTTE könnte ich mir DAKOTON aber durchaus vorstellen. Und wer weiß, vielleicht laufen sie eines Tages ja tatsächlich als Hintergrundbeschallung in GZSZ. Es gäbe auf jeden Fall Schlimmeres.
DAKOTON – Kein Platz für Kompromisse
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:20. September 2010
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.