Mit „Nichts für ungut!“ ist gerade das zweite CLICKCLICKDECKER-Album bei Audiolith erschienen. Im Herbst geht es auf Tour, zunächst mit TOMTE, dann alleine durch die Republik. Dieses Mal mit Band, und nicht nur als Solist.
[F]In welcher Situation entstand eigentlich das Foto für dein neues Albumcover? Ist das einfach so gemacht worden, oder hat jemand gesagt: „Schau mal wie ein Irrer!“
[A]Also, da ist ja nur mein Kopf abgebildet. Und das war eigentlich auch nicht als Cover geplant. Das ist schon nur ein Schnappschuss.
[F]Siehst du dich selbst so? Ein wenig durchgeknallt, angsteinflößend? Mein erster Gedanke war, dass eigentlich nur noch die Laserstrahlen aus deinen Augen zum B-Movie-Monster fehlen…
[A]Wollte ich auch, aber der Grafiker meinte, das sähe nicht gut aus. Aber durchgeknallt bin ich auf keinen Fall, ich finde auch nicht, dass das so aussieht. Das strahlt das für mich nicht aus, und da hab ich auch nie drüber nachgedacht. Das war ein Schnappschuss, den ich letzten Winter gemacht hab, bzw. ein Freund, der ist Photograph. Und der hat mich halt gefragt, ob er ein paar Bilder von mir machen könnte, als Übung für ihn, und hat mir dann hinterher die ganzen Bilder per Mail geschickt. Die hab ich dann, als es um das Cover ging, an Jan Kruse von Human Empire geschickt und hab ihm gesagt, mach was, ich hab keine Wünsche, Hauptsache ich bin mit drauf auf dem Cover. Es ist nicht ganz so spießig wie das letzte und gefällt mir sehr.
[F]Was für Charakterzüge muss man haben, um sich alleine einzuschließen und Musik zu machen?
[A]Ich glaube nicht, dass man dazu einen speziellen Charakter braucht. Ich hab einfach Spaß daran, und es hat auch einfach praktische Gründe. Es haben einfach nicht immer alle Zeit. So, und wenn ich eine Idee hab, dann möchte ich die umsetzen und nicht immer noch lange telefonieren und hier und da und vielleicht, sondern kann mich hinsetzen und das ausprobieren. Und wenn mir was im Weg steht, dann kann das nur ich selbst sein.
[F]Hast du so viel Zeit in deinem Leben, dich tagelange mit Musik und Ideen zu befassen?
[A]Jetzt gerade schon. Ich nehme sie mir einfach. Auch unabhängig von den CLICKCLICKDECKER-Sachen sitze ich einfach am PC und mache Quatsch..
[F]Ist es noch ein Hobby, oder ist es schon ein Beruf?
[A]Es ist schon ein Hobby, aber auch dann zur Leidenschaft geworden. Ich weiß gar nicht, was ich sonst machen soll.
[F]So wie heute einfach mal nachmittags im Café sitzen…
[A]Langweilig! Ich geh nicht gerne aus. Ich bin da doch eher ein kontaktscheuer Mensch und bin sehr froh, dass ich so etwas wie die Musik hab. Ich hab jetzt auch meinen Job gekündigt, damit ich noch mehr Zeit investieren kann.
[F]Wie siehst du dich im Vergleich zu klassischen Singer/Songwritern? Oder siehst du dich eher als Ein-Mann-Band?
[A]Ein-Mann-Band find ich irgendwie komisch. Singer/Songwriter so klassisch mit Gitarre/Gesang, also wer das machen will, soll es machen…Aber heute hat man einfach viel mehr technische Möglichkeiten, du brauchst keine Band mehr, du brauchst kein großes Studio mehr. Du kannst dich selbst sehr gut darstellen. Und so das Klassische, auf Platte mag ich das gar nicht, live ist das was anderes. Aber das ist auch viel schwieriger, nur Gitarre/Gesang, da gehört immer eine Portion Mut zu, Überzeugung, und das Lied muss wirklich gut sein. Man kann zu Hause das Stück halt noch zumüllen, oder nennen wir es Stilmittel, mit denen du einen Song verändern kannst bis er richtig gut ist. Und das geht da halt nicht, da muss ein Lied einfach verdammt gut sein.
[F]Wie lange müllst du deine Lieder zu, oder sollte ich basteln sagen?
[A]Ich stehe sehr auf „aus dem Bauch raus“ und First Take. Ich hab ’ne Idee und nehm die auf, und eigentlich verändere ich an dieser Grundidee dann wenig. Klappt natürlich nicht immer, aber schon sehr oft.
[F]Wie viele Songs machst du als CCD so in etwa einem Jahr, und was kommt dann wirklich davon ans Tageslicht, also auf Platten, Singles…
[A]Wenige. Weil ich ja auch noch die Texte schreiben muss. Und da hab ich einen sehr hohen Anspruch an mich selbst gestellt und mach mir da auch sehr viel Druck, dass der Text auch wirklich gut sein muss. Sachen, die ich mache – viele. Sachen, die auf eine Platte kommen und die ich auch live performe – wenige. Ich bin da auch sehr selbstkritisch und selektiv.
[F]Bist du der einzige, der selektiert, oder hast du Vertraute, die dich da beraten und unterstützen?
[A]Meine Freundin als allererstes, und dann gibt es noch einige Leute, denen ich das zeige, die zwar kein Veto-Recht haben, aber die dennoch sagen können, es klingt gut und mir damit ein gutes Gefühl geben. Eigentlich spiele ich denen die Sachen vor, um ihnen zu zeigen, dass ich was Neues gemacht habe, und vielleicht auch, um meine Unsicherheit zu besiegen und Bestätigung zu bekommen.
[F]Wie wichtig ist die dein Umfeld, dein Zuhause, deine Freunde, um kreativ zu sein?
[A]Sehr wichtig. Allerdings nicht, was die Musik betrifft. Da beeinflusst mich meine Plattensammlung sehr viel mehr. Oder wenn ich von DER TANTE RENATE ein neues Plug-In bekomme, dann probiere ich das natürlich auch tagelang aus. Jetzt durch die Band gab es zwar die eine oder andere Situation, gerade im Bereich der Gitarrensoli, wo ich manchmal denke: „Schade, dass das nicht auf der Platte ist. Das kam leider zu spät…“ Und bei den Texten, klar, da werde ich beeinflusst. Denn über was soll ich anderes schreiben, als über das, was ich selbst erlebe?
[F]Also, zum Beispiel „Was im Abfluss so hängt“ das siehst du. Aber wie entsteht daraus ein Text?
[A]Es ist schon so, dass ich meistens eine Kernaussage habe, um die herum ich ein Stück baue. In diesem Fall war es zwar nicht der Titel, auch wenn er im Stück vorkommt. Aber so ist es eigentlich immer. Irgendetwas Spontanes, ein Satz, eine Aussage. Das kann auch manchmal sehr, sehr lange dauern.
[F]Wie passt es eigentlich zusammen, dass du sehr charmant rüberkommst und dann so Textzeilen wie „Wer hat mir auch die Schuhe gekotzt“ oder „nur Honig in meinen Schnurrbart scheißt“ benutzt, die eigentlich im Indie sonst so nicht zu finden sind?
[A]Weil ich es gerne wollte. Das hatte ich mir so vorgenommen. Ich bin irgendwann damit angefangen, so „harte Wörter“ zu benutzten, auch gerade in der Aussprache. Eigentlich macht man das ja nicht, da hast du Recht. Daher hab ich das auch gezielt eingebaut.
[F]Zum Abschluss hätte ich gerne in Anlehnung an „Niemand tanzt so kacke wie ich…“ drei Dinge, die du dir noch vorgenommen hast und drei Dinge, die du wirklich liebst.
[A]Jetzt so für heute vorgenommen?
[F]Naja, eher auf das Leben bezogen – Haus bauen, Baum pflanzen…
[A]Also Bäume gepflanzt hab ich schon viele…
[F]Du sollst dir ja auch was Eigenes ausdenken und nicht meine Vorschläge benutzten…
[A]Also ich möchte gerne mein Leben so weiter leben, mit meiner Freundin glücklich sein und irgendwann mal Kinder haben.
[F]Und dann das Haus bauen?
[A]Ne, nicht unbedingt, Haus bauen ist nicht ohne. So und jetzt drei Dinge die ich liebe: Meine Frau, die Musik und gutes Essen, leider.
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