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NO USE FOR A NAME – Warum Musiker kein geregeltes Leben mögen

Sichtlich müde und durch sitzt Tony Sly im Backstage-Bereich der Kieler Pumpe, der irgendwie so gar nicht nach Backstage und Rock ’n‘ Roll aussieht, sondern vielmehr den Charme einer Schulkantine versprüht. Wären da nicht USELESS ID, die im Hintergrund ständig durch Unsinn und umgeworfene Gegenstände negativ auffallen.

[F]Anfang des Jahres wurde eine EP angekündigt, die dann aber nie erschienen ist. Was ist mir ihr passiert, sind euch die Songs für das Album ausgegangen?
[A]Es hat sehr sehr lange gedauert, das Album fertigzustellen und deswegen haben wir uns überlegt, dass wir nicht eine EP machen wollten, die Songs enthält, die dann später auch auf dem Album sind. Wir haben aber jetzt noch drei Songs fertig aus den Aufnahmen des Albums. Und die werden wir später noch einmal veröffentlichen, mit anderen neuen Sachen. Es hätte so billig gewirkt. Vielleicht dann nächstes Jahr.

[F]Habt ihr bei euren älteren Veröffentlichungen auch schon so lange Zeit im Studio verbracht?
[A]Naja, man lernt jedes Mal etwas dazu. Das Schreiben der Songs hat beim letzten Album gar nicht so lange gedauert, dafür haben wir umso länger aufgenommen. Wir haben sehr lange mit dem Mischen zugebracht, es war ein extrem langsamer Prozess. Vielleicht probieren wir beim nächsten Mal dann auch jemand anderen als unseren Freund Ryan Greene.

[F]Ein kompletter Stilbruch?
[A]Nein, das nicht. Ich denke, so etwas kann man auch nicht planen. Nur ein anderer Produzent.

[F]Hättest du denn Interesse daran? Ein paar Veränderungen, wie Samples, Elektrodrums gab es ja schon.
[A]Ich kann dir noch nicht sagen, ob ich das will oder nicht. Ich weiß nur, dass wir als Band nicht immer das gleiche Album im Abstand von zwei Jahren machen wollen, sondern uns entwickeln. Wohin diese Entwicklung geht und was am Ende steht, kann ich beim besten Willen noch nicht vorhersagen. Das, was ich mag, und das, was ich höre, und dann auch eventuell mal versuche zu spielen, ändert sich ständig.

[F]Wenn man mal eure letzten beiden Alben vergleicht, dann klingt das neue Album doch deutlich anders. Viel klarer, fast schon „richtig“ poppig.
[A]Ja, das stimmt. Wir haben, wie schon gesagt, viel experimentiert, unter anderem haben wir auch viel mit den Gitarren gemacht, was den Klang angeht. So hat jeder Song jetzt einen anderen Gitarrensound. Und außerdem hat nicht mehr jeder Song für sich eine starke Dynamik, sondern das Album hat seine ganz eigene Dynamik beim Hören. Es hat Höhen und Tiefen und ist anders als dieses normale Punk-Ding, wo es immer ein Level pro Song gibt, dann ist Schluss, und dann kommt der nächste Song. Ich weiß, was du meinst, dass es merkwürdig gemixt klingt. Ich bin sehr zufrieden mit den Songs, aber leider nicht immer ganz mit dem Mix.

[F]Schreibst du heute anders Songs als früher? Ihr wohnt ja auch nicht alle zusammen in einem Ort und seht euch regelmäßig…
[A]Wir leben im Kalifornien verteilt. Meistens läuft es so ab, dass ich mit meiner Akustikgitarre ein paar Demos aufnehme. Evtl. dann auch schon mit ProTools ein wenig daran bastle und es dann den anderen zum Hören schicke. Es ist schon fast ein fertiges Demo dann. Und es erspart einem viel Zeit, wenn man für eine Show oder eine Probe oder erst im Studio zusammenkommt.

[F]Du bist also ein Freund der digitalen Technik?
[A]Ich weiß nicht, ob ich den Sound zu 100% mag. Analog klingt es meiner Meinung immer noch ein wenig wärmer. Aber die digitale Aufnahmetechnik ist einfach praktisch. Z.B. eine Mailbox: du hast eine Idee und singst es einfach auf die Mailbox. Und auch sonst. Man kann einfach mal schnell Ideen an seine Freunde schicken und bekommt schneller Feedback.

[F]Glaubst du, dass man mit der Technik heutzutage viele Bands überproduziert?
[A]Auf jeden Fall. Viele Bands sind auch keine guten Live-Acts mehr, weil sie einfach das auf der Bühne nicht umsetzen können, was sie im Studio gemacht haben, bzw. mit ihnen gemacht worden ist.

[F]Wie ist es, wenn ihr jetzt noch so große Sachen wie die Warped-Tour spielt? Geht es einem nicht irgendwann auf die Nerven, immer diese Reisen?
[A]Es ist besser als alles andere! Ich kann mir nichts anderes vorstellen. Auch wenn es anstrengend sein mag. Aber wir haben ja immer einen Fahrer, müssen uns um sehr wenig kümmern und haben einfach immer Spaß und lernen viele Leute kennen.

[F]Kannst du dich in einem echten Job sehen?
[A]Nein!

[F]Auf eurer aktuellen Tour spielt ihr auch ein Konzert in Moskau. Ist es das erste Mal für euch?
[A]Ja, großartig! Wir sind alle sehr aufgeregt, weil – hey, es ist Russland! Die Leute haben sich darum bemüht, uns Visa zu besorgen und alle arrangiert. Ich war noch nie da, ich weiß nicht wirklich viel über Land und Leute, es ist eine ganz neue Erfahrung für uns.