Ui, ich kann verstehen, dass die Feuilletons von CELINA BOSTIC begeistert sind, denn das, was sie macht, spricht eindeutig das Wort: KUNST. Ja, in Großbuchstaben. Lyrisch zwischen Anspruch und Witz (was sich ja nicht ausschließen muss), provokant und modern. „Hält uns den Spiegel vor“ hätte man wahrscheinlich vor 15 Jahren noch geschrieben. Jedenfalls tut sie das mit „Doppelmoral“, hier stellt sie die Frage, warum es eigentlich wichtig sein könnte, immer die bescheuerte Frage „Wo kommst du denn her?“ zu stellen.
CELINA BOSTIC berichtet schonungslos aus ihrem Leben, von ihren Erfahrungen und von all dem Schlechten – und Guten! – dieser Welt. Ob sie nun von ihrem „After-Baby-Body“ singt oder von schlechten Tagen, die alle Menschen erleben, selbst Optimisten. Zeilen wie „Auch n Veganer hat mal Beef“, „Heut‘ hab‘ ich leider kein Lächeln für dich!“ lassen schmunzeln, solche wie „aber hier in Berlin n ganz normaler Tag“ wissend nicken. Insofern ist das, was CELINA BOSTIC macht, auf jeden Fall mitreißend, der „Lagerfeuer-Soul“ allerdings auf Dauer auch ein bisschen anstrengend, eben, weil der Fokus sehr stark auf dem Wort Kunst liegt und das die verborgene Power nicht richtig rauszulassen erlaubt. Dennoch ist es gut, dass CELINA BOSTIC „Nie wieder leise“ sein wird. Nicht nur wegen des wirklich schmerzhaften Titeltracks, sondern auch wegen all der anderen Songs auf diesem Album. Für mich dennoch ein kleines bisschen zu perfekt. Muss aber vielleicht so.