Wollte mich Freitagabend erst im Thermo-Schlafsack vor die Tür des Centro Sociales legen, um mir einen Platz am Samstag bei dieser Mörder-Begegnung zu sichern. DUESENJAEGER treffen auf CAPTAIN PLANET – das ist Apollo Creed trifft auf Rocky Balboa, oder Mike Krüger trifft auf Olli Schulz. Alte Schule, neue Schule. Ratz fatz war es voll im Centro, das im letzten Jahr noch mit urigem Schuppen-Charme gefiel und plötzlich nach Renovierungswahnsinn so aussieht, als wolle es demnächst Vernissagen veranstalten. Treten Sie bitte hinter die Linie, Danke. Als erste Band des Abends spielte eine Gruppe namens FACTOMAT. Dieser grauenhafte Metalmucker-Punk war audiovisuell so verstörend, dass selbst der obligatorische Höflichkeits-Applaus nach den Liedern ausblieb. Hust, hust. Unangenehm für beide Seiten. Als dann der Sänger, den sie Rattenmann nennen, daraufhin irgendwann bemerkte: „Ist wohl zu kalt zum rausgehen“, bin ich ich rausgegangen. Obwohl der quirlige Rattenmann mit der Frisur aus meinem heimlichen Lieblingsfilm „La Boum – Die Fete“ eigentlich großen Unterhaltungswert besaß. Bühnenpräsenz allemal. Dann DUESENJAEGER. Ehrlich gesagt nie gehört, immer in die musikalisch stumpfe Deutschpunk-Schublade gesteckt. Und auch nach diesem Auftritt nicht meine Band. Rumms! Schublade zu. Dann CAPTAIN PLANET, meine Band. Schon immer meine Band. Eine leidenschaftliche Affäre, die nicht enden will. Schon ihr Mixtape beim Aufbau war super und ich schlagartig zehn Jahre jünger. Die mittelspäten SATANIC SURFERS sind der Wahnsinn. Empfehle unbedingt die „Going nowhere fast“ und ganz unbedingt auch die „Fragments and fractions“ – nicht mehr ganz so skatepunkig aber immer noch ähnlich energetisch. Genau wie die Musik gewordene Ahoi-Brause der Kapitäne, die auch heute wieder bei vielen für euphorisches Ausrasten sorgte, als routiniert das „Baumhaus“ abgefackelt, „Rambo“ abgeballert und dem „Tod in der Heide“ ins Gesicht gelacht wurde. Schwarz, rot, tot! So sieht`s nämlich aus. Das einzige, was mittlerweile auf den Konzerten nervt, um mal auf hohem Niveau zu meckern, ist, dass im Publikum per se jede Textzeile abgefeiert wird wie ein WM-Sieg. Versteh ich nicht. Obwohl, warte, ich versteh`s. Würd ja am liebsten selbst alle drei Zeilen Konfetti schmeißen, wenn auch im Kontrast zum tristen Bild, das die wütenden Texte zeichnen. Denn im Rückenwind der nach vorne treibenden Musik und dem leidenschaftlichen Gesang wird das ganze zu einem frenetischen Aufbäumen, zu einer anpeitschenden Serie an Arschtritten durch den gemeinen Regen. Da will man nur noch aus voller Lunge schreien. Hier ooooben…