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Omas Teich Festival 2006 – Viel schöner ohne Unwetter

Freitag, 28.07.
Ich glaube, der Wettergott war in diesem Jahr Ostfriese. Jegliche Online-Wetterdienste hatten Unwetter, Hagelschauer und was weiß ich nicht alles angekündigt, doch die unverwüstlich-optimistischen Veranstalter und ihre eigene Kachelmannsche Wetterstation unweit vom Gelände straften alle Vorhersagen Lügen. Ein kleiner "Schauer", der nicht mal am Boden sichtbar war, das war alles an diesem Wochenende. Viel besser war noch, dass es zeitweise angenehm bewölkt war und auch die wüstenähnlichen Zustände ausblieben.
Lokale Bands als Opener spielen zu lassen, ist bei einem vornehmlich lokalen Publikum nicht nur löblich, sondern auch durchaus sinnvoll. Allerdings waren die ADDICS auch gleich die Band, die man am ehesten verpassen konnte und bei denen viele froh waren, dass sie nicht so lange spielen durften.
NICE BOY MUSIC aus Hamburg und dem Umland mussten danach ran. Leider sind sie nicht so bekannt und hatten daher nach der lokalen Band einfach das Problem, dass viele Zuschauer entweder noch beim Zeltaufbauen waren oder erstmal Essen und Trinken zu sich nahmen. Dabei war die Show und der eigentlich sehr festivalkompatible Indie-Brit-Rock nicht so schlecht, dass es die doch recht geringe Resonanz beim Publikum gerechtfertigt hätte.
KATE MOSH, im Anschluss daran am Blueprint-Kicker, zunächst aber einmal auf der Show-Bühne. Und wie immer gut. Eine der Bands, denen man mehr Öffentlichkeit wünscht, aber immer wieder hofft, dass dem nicht so ist, damit sie weiterhin handgemachte CDs vertreiben und so unbeschwert auflaufen können.
Was in Ostfriesland und den Jugendzimmern des Nordens gerade schwer geht, sind wohl alle Formen des Metalcores-Hardcore- Screamo-Genres. DAYS IN GRIEF nutzten das clever aus und machten ziemlich Alarm. Nicht meine Welt, aber schon gut abgeräumt beim Publikum.
Eine andere Art der Bühnenkirmes präsentierten die TRASHMONKEYS, die viel mehr die klassische Rock´n´Roll-Sau raus ließen und einfach mal zeigten, warum sie auch über die deutsche Grenze hinaus bekannt sind. Freut euch auf das neue Album der Jungs!
MUFF POTTER hat hoffentlich jeder gesehen, oder? Wenn nicht, schöne Scheiße, weil das war ein würdiger Headliner für dieses Festival. Sympathisch wie eh und je und druckvoll und ausgelassen noch dazu.
Danach After-Show Party mit dem KissKissClub. Allerdings ohne viele Leute. Sollte uns egal sein, weil die Stimmungausgelassen und die Musik perfekt war. Die wenigen, die da waren, hatten ordentlich Spaß.

Samstag, 29.07.
Großefehn, die Sonne brennt. Hölle, war das heiß im Bus. 9 Uhr aufstehen an einem Samstag… In irgendwelchen Schattenplätzen die Zeit bis zum Festivalbeginn überbrückt, um dann die erste Band des Tages zu begrüßen. FIVE CARD CHARLIE – klassische Jugend-Ska-Punk-Band. Sowas hat jeder in seiner Zeit zwischen zehnter Klasse und Zivi, glaube ich, gut gefunden, und bei strahlender Sonne waren doch ein paar tanzende Leute zu entdecken, auch wegen des angenehm kühlenden Wassers von der Feuerwehr. Allerdings muss man auch sagen, wenn man die Jungs mit den alten Herren von THE TOASTERS vergleicht, dann weiß man, was jahrelanges Proben und Touren für Timing und Co bringt.
NAPOLEON hatten das gleiche Problem wie NICE BOY MUSIC am Tag zuvor und waren zudem noch weniger eingängig und einfach zu begreifen. Eigentlich eine gute Idee, mit einem Percussion-Tanzmenschen für Stimmung zu sorgen, aber dennoch irgendwie mehr Krach und Anstrengung als Genuss.
Mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht und von uns allen heiß erwartet, legten dann CARTRIDGE einen ordentlichen Auftritt hin, nicht alles optimal gelaufen, auch vom Sound, aber die Songs sind einfach der Hammer. Wer "Enfant terrible" noch nicht sein eigen nennen kann, der sollte da schleunigst mal reinhören. Schade, dass der Auftritt nicht ganz die hohen Erwartungen erfüllte, gut war er aber dennoch.
Ich gebe zu, dass ich mir von THE TOASTERS nicht viel erhofft hatte. Irgendwie ist meine Ska-Phase auch durch. Aber was die alten Mannen da noch für eine Coolness aufs Parkett gelegt haben, alle Achtung! Und "don´t let the bastards grind you down" ist doch immer noch ein Hit.
Wer jetzt glaubt, dass nach so einer Performance ein kleines Loch entstehen würde… Nix da, ZONK! Hier kommen TURBOSTAAT zum zweiten Mal in Folge am imaginären Teich und wieder mal alles abgeräumt. Können gerne nächstes Jahr auch noch mal kommen, hab ich keine Problem mit.
SOMETREE hatten dann das Pech, dass ihre Indie-Noise-Kante nicht so wirklich was für einen frühen Abend auf einem Open-Air ist, und dass einfach die Bands zuvor ziemlich vorgelegt hatten. Dabei waren sie gewohnt gut und hätten vermutlich auch mehr Leute begeistern können, aber es war halt nicht der richtige Zeitpunkt für sie.
BERND BEGEMANN, ich hasse ihn nach wie vor. Man kann mir sagen was man will, er geht mir einfach auf die Eier. Und das auch noch ziemlich lange!
WATERDOWN hatten ähnliches im Sinne wie DAYS IN GRIEF, nutzen aber noch mehr ihre langjährige Erfahrung, um die Kiddies zu begeistern und über Victory herzuziehen. "Wir machen uns zum Affen, wenn ihr das auch macht" war ihre Eröffnungsansage. Kann man machen, muss man aber nicht.
Danach endlich PALE. Das zweite Mal in diesem Jahr, und es werden noch mindestens zwei Konzerte in den nächsten vier Wochen folgen. Ich liebe diese Band! Und sie sind gewachsen, nicht nur im Sound, sondern auch in der Live-Performance. Mehr positive Ausstrahlung und mehr echter Spaß geht einfach gar nicht. Eine reine Freude, diese Band zu sehen.
Danach GODS OF BLITZ, die ich eigentlich komplett verpasste, ich wollte zwischen PALE und den SHOUT OUT LOUDS einfach ein wenig abschalten.
Die SHOUT OUT LOUDS dann mit dem Engel am Akkordeon und der puren Sympathie in ihren Songs, poppten sich fröhlich und leicht durch ihr Set und waren ein feiner Abschied der Live-Musik. So viel gute Laune zum Schluss, herrlich.
After-Show-Party war heute zeitig zu Ende, der Freitag hing nach und ein langer Samstag ebenso. Und diese Kopfschmerzen, die nach medizinischer Ermittlung durch den Reilschen Schütteltest irgendwo in der Stirnmitte saßen, waren nicht auszuhalten. Da halfen auch kein Slush mit derbe viel Zucker und auch keine Asianudeln mit salzigster Sojasoße. Egal, der Tag war es wert, genauso wie die Reise. Omas Teich, bis nächstes Jahr!